Wolfgang Wieser

Gehirn und Genom

Ein neues Drehbuch für die Evolution
Cover: Gehirn und Genom
C.H. Beck Verlag, München 2007
ISBN 9783406556340
Gebunden, 285 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Die Evolution des Menschen vollzog sich zwar auf genetischer Grundlage, lässt sich aber dadurch allein nicht hinreichend erklären. Erbgut und Gehirn trugen und tragen auf je eigene, durchaus konkurrierende Weise zur Dynamik des evolutionären Geschehens bei. Schon in ihren zeitlichen Dimensionen unterscheiden sie sich gewaltig. Der Beitrag des Genoms zur Evolution wird in Tausenden bis Millionen von Jahren oder in Hunderten bis Tausenden von Generationen gemessen, der Beitrag des Gehirns jedoch in Minuten, Tagen, Jahren bzw. in einer einzigen Generation. Das Menschengehirn ist in der Lage, aus seinen Auseinandersetzungen mit der Umwelt etwas ganz anderes zu machen als die Erbanlagen. Die Mehrzahl seiner Hervorbringungen sind autonome Leistungen, für die das Genom keine Anweisungen parat hat. Der international renommierte Evolutionsbiologe Wolfgang Wieser zeichnet ein neues, revolutionäres Bild der Evolution, in der neben dem "egoistischen Gen" das Gehirn die zweite Hauptrolle spielt und es auch auf die Vererbung erworbener Eigenschaften ankommt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.06.2008

Burkhard Müller hat Wolfgang Wiesers Versuch, die Evolutionstheorie mit den neusten Erkenntnissen der Forschung zusammenzubringen, mit großem Interesse verfolgt, so ganz zufrieden geben will er sich damit aber nicht. Denn ohne Zweifel biete Wiesers Buch eine Fülle von neuen Forschungsergebnissen, die die Darwin'sche Evolutionstheorie bereichern und konkretisieren würden, und allein deshalb sei die Lektüre außerordentlich lohnenswert, betont der Rezensent. Das Problem jedoch, dass aus der sinnlosen und zufälligen Mutation etwas "frappierend Zweckmäßiges" wie die Lebewesen entstanden sein sollen, kann der Innsbrucker Zoologe in seinem Werk nicht erklären und das versucht er auch gar nicht, obwohl es ihn spürbar umtreibt, meint Müller. Nach Meinung des Rezensenten macht Wieser durch einen ungenauen Sprachgebrauch gar Begriffe wie "Evolution" und "Entwicklung" noch unklarer und erweckt mit Wendungen wie "Strategien" oder "Selbstorganisation" der Zellen den Eindruck eines planvollen Willen in der Entwicklung des Lebens, moniert Müller. Dies ist dann nach Müller nicht nur eine "intellektuelle Fehlleistung", sondern Ausdruck eines theoretischen "Widerspruchs" und wenn der Autor dann noch seinen Evolutionsbegriff auf die "menschliche Kulturentwicklung" ausdehnt, sieht er den erklärenden Gehalt von Wiesers Ausführungen endgültig schwinden.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.08.2007

In einem sehr dichten Überblick über neue Bücher zur Evolution und dem Selbstverständnis des Menschen erwähnt Rezensent Helmut Mayer auch das Buch "Gehirn und Genom" des Evolutionsbiologen Wolfgang Wieser. Wie Mayer darlegt, der Autor darin den in der Evolutionsbiogie zunehmend beachteten Ansatz, nicht nur die Phylogenese zu betrachten, sondern auch die individuelle Entwicklung der Organismen. Allerdings räumt der Rezensent ein, dass dieser Ansatz bisher mehr Fragen stelle als Antworten liefere, doch Wiesers "recht grundsätzliche Überlegungen" haben ihm immerhin eine Vorstellung von den "komplexen Wechselwirkungen und evolvierenden Regelkreisen" gegeben.