Yoko Ogawa

Liebe am Papierrand

Roman
Cover: Liebe am Papierrand
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2004
ISBN 9783935890250
Gebunden, 255 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler. Yoko Ogawas Roman "Liebe am Papierrand" erzählt von einer Welt, in der sich die verstummten Klänge der Vergangenheit auf subtile Weise Gehör verschaffen. Eine junge Frau nimmt in einem Hotel an einer Gesprächsrunde mit Gehörkranken teil. Zu dem Stenographen, der das Gespräch protokolliert, fühlt sie sich auf geheimnisvolle Weise hingezogen. Von ihm erfährt sie, daß das Hotel einst einer Fürstenfamilie gehörte, deren kleiner Sohn seinerzeit von einem Balkon stürzte. Jahrelang lag das Kind schwerverletzt in einem der Zimmer, in das der Fürst unzählige Blumen pflanzen ließ, da der abendliche Duft der Blüten dem Jungen Erleichterung verschaffte. Als die Frau nun zusammen mit dem Stenographen das Zimmer besichtigt, glaubt sie, den Duft der längst vergangenen Blumen wahrzunehmen. Sie bittet ihn, fortan ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Doch als der Stenograph mit den Aufzeichnungen beginnt, und die junge Frau erkennt, daß er hierfür nur eine begrenzte Anzahl von Papier vorgesehen hat, spürt sie, daß sie ihn bald schon wieder verlieren wird ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.02.2005

Ein wenig Einfühlungsvermögen ist für die Lektüre von Yoko Ogawas Roman schon vonnöten, findet Rezensent Leopold Federmair. Anderenfalls könnte einen das "erzählerische Umschwänzeln des Nichts" zu sehr "nerven". Weder die Heldin der Geschichte noch die Ereignisse weisen nämlich augenfällige Besonderheiten auf; im Mittelpunkt steht vielmehr die "große Leere", kleine "Irritationen" des Alltags und Ogawas Versuche, "gewöhnliche Dinge" in einem anderen Licht zu zeigen. Auch wenn der Leser dadurch mitunter in eine andere Welt geführt wird, in der "Geräusche musikalisch" zu klingen beginnen, zeigt sich der Rezensent dennoch nicht völlig überzeugt. Er wird den Verdacht nicht los, dass der Roman am Ende vielleicht doch nur eine "bescheidene Krankengeschichte" ist, versehen mit den "Kunstblüten der Entfremdung".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.02.2005

Am Tag nachdem ihr Freund sie verlassen hat, bekommt die namenlose Protagonistin in Yoko Ogawas Roman einen Tinnitus. Ab diesem Zeitpunkt widmet sie sich ausschließlich ihrem Innenleben. Die eindringlich beschriebene "leere Zwischenzeit des Nichtmehr und Nochnicht", in der sich die junge Frau befindet, erinnert Rezensentin Susanne Messmer an die Bücher des japanischen Starautors Haruki Murakami. Das Buch sei aber keine Leidensgeschichte, versichert Messmer. Der Zauber, der von ihm ausgeht, liege in der plastischen Schilderung und übergenauen Beschreibung der Dinge, die einem "fast entgegenschlagen". Die Rezensentin will auch nicht gänzlich ausschließen, dass man bei der Lektüre bisweilen ein leises Pfeifen im Ohr vernimmt...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.01.2005

In dem Roman "Liebe am Papierrand" der japanischen Autorin Yoko Ogawa scheint "nichts ohne Bedeutung" zu sein, ohne dass die vielen Rätsel, die das Romangeschehen aufgibt, sich "vollständig lösen" lassen würden, stellt Maria Frise in ihrer Kritik des Buches fest. Eine junge Frau erleidet ausgelöst durch das Scheitern ihrer Ehe einen Hörsturz und ein geheimnisvoller Stenograph, in den sie sich verliebt, hilft ihr aus dieser Krise wieder heraus, fasst die Rezensentin zusammen. Frise hebt das Geheimnisvolle und Mystische des Romans hervor, in dem sich die "verblassten Bilder der Vergangenheit" mit den "übergenauen" Beobachtungen der Gegenwart in einem seltsamen "Schwebezustand" vereinen, wie sie es formuliert. Die Rezensentin preist die "wunderbare Sprache der Autorin, von der sie aber meint, dass sie die Übersetzerinnen mitunter wohl überfordert. Insgesamt aber ist sie von diesem Roman, der in ein "Labyrinth der Erinnerung" entführt, bezaubert.
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