Ryu Murakami

Piercing

Roman
Cover: Piercing
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2009
ISBN 9783935890595
Gebunden, 174 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Japanischen von Sabine Mangold. In einer schlaflosen Nacht steht der junge Grafikdesigner Kawashima schweißgebadet an der Wiege seiner neugeborenen Tochter und wird von dem nahezu unkontrollierbaren Verlangen getrieben, mit dem Eispickel, den er fest umschlossen hält, ihren zarten weißen Hals entlangzustreichen. Es sind die alten Dämonen, die ihn heimsuchen. Vor Jahren hatte er ihnen schon einmal nachgegeben und seine damalige Geliebte niedergestochen. Um seine Familie vor sich zu schützen, zieht sich Kawashima in ein Hotel zurück und beschließt, eine junge Prostituierte anzuheuern und sie anstatt des Kindes zu töten. Doch die zierliche Chiaki mit ihrer makellos blassen Haut ist nur vermeintlich ein leichtes Opfer, denn auch sie hat ihre Dämonen, die sie quälen und bis zum Äußersten treiben ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.07.2009

Leopold Federmair stellt fest, dass der als "Pop-Autor" in Japan bekannte Ryu Murakami seine Erzähltechniken mit seinem in Japan bereits 1994 zum ersten Mal publizierten Roman "Piercing" weiter verfeinert hat. Souverän sich an Erzählweisen der Krimi-, Horror- und Mangaliteratur orientierend, geht er doch über reine "Genre-Literatur" weit hinaus, so der Rezensent anerkennend, der dem Buch um ein Sadomaso-Pärchen große Sogwirkung attestiert. Piercing ist im heutigen japan verpönt, erläutert der Rezensent. Murakami gibt also einer "Sehnsucht nach Überschreiten der Regeln" Ausdruck, die im streng reglementierten japanischen Alltag sonst wenig Raum habe. Neben geschickter Erzeugung von Spannung und einem an Filmtechnik erinnernden, höchst suggestiven Erzählrhythmus bewundert Federmair besonders das große Einfühlungsvermögen, das es dem Autor ermöglicht, in die geschundenen Seelen seiner Protagonisten zu blicken.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.02.2009

Sichtlich beeindruckt bespricht Rezensentin Katharina Granzin dieses "blutige Kammerspiel für zwei", das an Gewalt, wie man ihrer Beschreibung der im Roman verhandelten S/M-Beziehung entnehmen kann, nicht viel auslässt. Doch legt die Rezensentin auf die Feststellung wert, dass Ryu Murakami kein "Splatter-Autor" sei, sondern (wie in seinen Filmen) hier Bilder der Gewalt verwende, um Wunden des Lebens kenntlich zu machen. So ganz verrät sie aus Gründen der Rezensentinnendiskretion nicht, was sich genau bei der Begegnung zwischen einem, von seinen Obsessionen geplagten Werbegrafiker und einer jungen Prostituierten in einem Hotel abspielt - und auch nicht, wie die Begegnung ausgeht. Der Ton allerdings lässt Böses ahnen.
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