Zoe Jenny

Das Porträt

Roman
Cover: Das Porträt
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783627001421
Gebunden, 208 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Helen, eine junge Malerin, ist auf dem Weg in eine fremde Stadt. Vom Flugzeug aus sieht sie auf den unbekannten Ort unter sich: Irgendwo da unten muß sich das Haus befinden, in dem sie die nächsten drei Monate verbringen wird, eingeladen von einem in der Szene bekannten, sehr reichen Kunstsammler. Sie soll sein Portrait malen. Eine Bedingung des Vertrags besagt, daß sie dabei für drei Monate das Grundstück nicht verlassen darf. Doch in dem Maße, wie das Portrait Form annimmt und sie die Zeit mit dem Hausherrn im Atelier verbringt, wächst ihr Unwohlsein. Die große Villa ist wie ausgestorben. Die Angestellten zeigen ihr die kalte Schulter. Ihre Ausflüge in das große, parkähnliche Grundstück zeigen ihr, das hier vieles nicht stimmt. Die anfängliche Idylle entwickelt sich zur Katastrophe.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.03.2008

Eigentlich findet Andrea Lüthi das Verhältnis von Kunstsammler und Künstler, das der jüngste Roman von Zoe Jenny zu beleuchten unternimmt, durchaus interessant und die das Buch dominierende unheimliche Atmosphäre scheint ihr zunächst auch vielversprechend. Umso enttäuschter ist die Rezensentin dann von der Geschichte um die Malerin Helen, die von einem betuchten Kunstsammler engagiert wird, um sein Porträt anzufertigen, und die sich zunehmend als seine Gefangene fühlt. Allzu klischeehaft findet die Rezensentin die Zeichnung der Figuren und den Hergang der Geschichte, was damit auch die schauerliche Spannung untergräbt, wie sie moniert. Wenn sie dem Roman auch die eine oder andere fesselnde Passage zuschreibt, reicht das ihres Erachtens nicht aus, über die "Schwächen" des Buches hinwegzutrösten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.11.2007

Keinen guten Eindruck hat Rezensentin Katharina Döbler von Zoe Jennys neuem Buch, was offensichtlich auch damit zusammen hängt, dass die einst so gefeierte Autorin darin "Selbstformuliertes" eher meidet und stattdessen auf sprachliche Fertigteile zurückgegriffen hat. Und auch inhaltlich scheint die Geschichte um eine junge Künstlerin wenig zu bewegen, und eher unter das Etikett "Kunstklischees" zu fallen. Die Handlung beschreibt die Rezensentin als Mischung aus Edgar-Allan-Poe und alten Edgar Wallace. Auch die Hauptfigur, ein begabtes Waisenkind, findet die Rezensentin nicht wirklich prickelnd, obwohl sie autobiografische Spuren Jennys darin nicht übersehen kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.11.2007

Enttäuscht zeigt sich Rezensentin Barbara von Becker von Zoe Jennys Roman über die junge Künstlerin Helene, die im Auftrag eines reichen Sammlers ein Porträt von selbigem anfertigen soll und dafür in sein unheimliches Haus einzieht. Dabei hätte die Geschichte den perfekten Stoff für eine richtig schöne Suspense-Story a la Highsmith abgegeben, meint die strenge Rezensentin, nur könne Zoe Jenny da eben leider nicht mithalten. Trotz "bedeutungsschwerer Symbolik" reproduziere die Autorin nur Klischees, was schon beim "Sozialkitsch" von der "doppelt harten Künstlerjugend" anfange, den sie um die Kindheit der Protagonistin und ihres pianobegabten Bruders Gabriel konstruiere. Das Vokabular sei abgegriffen, die Dialoge hölzern, und "vollends peinlich" werde es an der Stelle, an der sich der nur mit einem "R." bezeichnete Sammler selbst als gescheiterter Maler entpuppt. Von "subtiler Raffinesse" sei keine Spur, bedauert die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.11.2007

Eigentlich findet die Rezensentin Barbara von Becker die Ausgangskonstellation von Zoe Jennys jüngstem Roman durchaus reizvoll. Ein reicher Sammler engagiert die junge Malerin Helen für drei Monate, in denen sie, in seiner Villa lebend und arbeitend, sein Porträt malen soll. Aus diesem viel versprechenden Beginn entwickle sich aber eine alles andere als überzeugende Geschichte. Was daran liegt, zum einen, dass Jenny den Roman mit "bedeutungsschwerer Symbolik" überlädt, zum anderen aber ist das ganze, seufzt die Rezensentin, vor allem stilistisch schwer auszuhalten. Papierene Dialoge und der zielsichere Griff der Autorin zum jeweils nächstliegenden Sprachklischee machen die Lektüre ihrer Auskunft nach reichlich mühsam. Um die angezielte Unheimlichkeit überzeugend spürbar werden zu lassen, bedürfte es einer "subtilen Raffinesse", die Zoe Jenny nach Ansicht der Rezensentin leider fehlt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2007

Gern hätte Pia Reinacher am vierten Roman von Zoe Jenny, die 1997 mit "Das Blütenstaubzimmer" einen furiosen Debüterfolg feiern konnte und danach mit ihren folgenden Werken bei der Kritik durchfiel, etwas zu loben gefunden. Aber zu ihrem Bedauern ist auch diese Geschichte über die Malerin Helene, die von einem schwerreichen, zwielichtigen Unternehmer als Porträtmalerin angeheuert wird und in eine seltsame Abhängigkeit zu ihm gerät, trotz reizvoller Ausgangslage misslungen, wie sie klarstellt. Was an ihrem Debüt so begeistert hat, war die "Authentizität", genau die aber vermisst die Rezensentin in diesem Buch. Die glaubhafte Schilderung der dunklen Abgründigkeit, die die Autorin in der Figur der Helene zu fassen versucht, missglückt genauso gründlich, wie die des Topos von der Nähe von Kunst und Wahnsinn, der bei Jenny zum "Klischee gerinnt", so Reinacher enttäuscht. Die Autorin bekommt ihren Stoff einfach nicht in den Griff und stößt mit ihrem ehrgeizigen Buchprojekt eindeutig an ihre literarischen Grenzen, moniert die Rezensentin, der dieser Roman zu bedeutungsschwanger, künstlich und bei alledem im Ton auch zu naiv geraten ist.
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