
Lange vor dem Internet versetzte bereits die
Tapekultur der Herstellung und Distribution von Musik einen ersten
Demokratisierungsschub. In einer atemberaubend umfangreichen, von enormer Detailkenntnis geprägten, vor allem aber ungeheuer fesselnd zu lesenden Reportage
fasst Lisa Hix die Geschichte des ersten großen Tape-Undergrounds zusammen, in dem Nerds, Geeks und Außenseiter-Künstler ein vibrierend-vitales Netzwerk mit
durchgeknallten Eigenkompositionen und sonderbaren Noise-
Collagen schufen. Auch heute sehnen sich Hipster wieder nach der Haptik und Niedrigschwelligkeit des günstigsten physischen Datenträgers für Musik. Hix zitiert den Tapelabel-Betreiber McGee: "Es war einfach unvergleichlich, wenn man ein Tape von
Zan Hoffman oder Minoy in der Post hatte. Wie oft im Leben gibt es einen Augenblick, in dem man sich sagt: "Himmel, das ist jetzt wirklich ein besonderer Moment." ... Es ist vielleicht dumm, das so auszudrücken, aber ich glaube, in der Landschaft des Internets wird Musik einfach nur zum
Datenbrei. Bis zu einem Punkt, an dem sie keinerlei Eindruck mehr hinterlässt außer "
okay,
ganz toll,
click." ... Der Austausch im Tape-Netzwerk der 80er Jahre mag rege gewesen sein, doch man schwamm auch in einem
endlosen Meer aus Kassettenhüllen und Inlays. [Der Avantgarde-Komponist] Margolis sagt, dass es möglich war, auf Netzwerker zu stoßen, die noch nie mit jenen Leuten Tapes getauscht hatten, mit denen man selber tauschte. "Mir schien es immer so, dass jeder, der in die Kassettenkultur involviert war, gerade mal
die Spitze des Eisbergs sehen konnte und das auch nur von der eigenen Perspektive aus", stimmt [Sammler] Campau dem zu."
Dazu passend: Einige Ausschnitte aus
William Davenports Dokumentarfilm "Noise Nation":