Magazinrundschau - Archiv

Hungarian Quarterly

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 27.01.2009 - Hungarian Quarterly

Auf Englisch lesen dürfen wir John Pinfolds Geschichte des Jockeys George Williamson, der - nicht nur, aber auch - in Ungarn eine fabelhafte Karriere machte. Die Ungarn waren damals überhaupt sehr anglophil. Als Williamson einmal mit einer neuen eleganten Freundin bei einem Pferderennen in Budapest erschien, "fing die Menge sofort an, den bekannten Music Hall Song 'Daisy Bell' zu singen ('Daisy, Daisy, give me your answer do...'). Die Dame war Daisy, Gräfin von Warwick, die Frau, für die der Song geschrieben worden war, und ehemalige Geliebte König Edwards VII. Wie auch immer, Daisy Warwick gefiel auch dem Grafen Elemer Batthyany, dem Präsidenten des hungarischen Jockey Clubs, und nicht lange, nachdem sie Williamson verlassen hatte, wurde sie Batthyanys Geliebte. Batthyany, damals noch Williamson zugeneigt, sorgte dafür, dass er in dieser Saison kein Rennen mehr reiten konnte, und so musste er Ungarn verlassen und nach England zurückkehren."
Stichwörter: England

Magazinrundschau vom 22.07.2008 - Hungarian Quarterly

In einem Interview aus dem Jahr 1993 erzählt die im November verstorbene Schriftstellerin Magda Szabo, wie sie ihr erstes Manuskript vor der Geheimpolizei verstecken musste, bis sie es zu ihrem deutschen Verleger schmuggeln konnte. "Mirza von Schüchting erzählte mir, sie habe die Möglichkeit, das Manuskript einem Jugendfreund und Experten zukommen zu lassen. 'Darf ich fragen, was deinen Freund zu einem Experten macht', fragte ich, 'hat er Ahnung von Literatur?' 'Ja, einige', antwortete sie. 'Du hast vielleicht von ihm gehört: Sein Name ist Hermann Hesse.' Hesse war Lektor beim Fischer Verlag. 'Fein', sagte ich, 'also legen wir das Manuskript in den Schoß Gottes und gucken was passiert'. Hesse erklärte den Verlegern, wenn sie Frau Szabo kaufen wollten, sollten sie absolut alles kaufen, einschließlich der noch nicht geschriebenen Bücher. Und das passierte. Es war ungewöhnlich für ein Buch aus einem sozialistischen Land, auf den Klassenkampf loszugehen, die Friedensprediger und die denunzierte kalvinistische Kirche - ganz zu schweigen davon, dass der Parteisekretär eines Theaters als Idiot porträtiert wird. Also sagte der deutsche Verleger: 'Diese Frau ist wie für uns gemacht. Sie ist mutig wie der Teufel und unglaublich impertinent.'"

Online lesen darf man außerdem ein Interview mit dem Liszt-Biografen Alan Walker, der 2002 die bisher unveröffentlichten Tagebücher der Listz-Schülerin Lina Schmalhausen herausgebracht hat. Sie erzählt darin eine ganz andere, hoch subjektive Version der letzten zehn Tage von Franz Liszt. "Diese Geschichte musste erzählt werden, denn alles, was frühere Biografen über den Tod von Liszt sagten, war lächerlich und absurd - wir haben das alles viel zu lange geglaubt."