Die südlichste Stadt Ungarns, das
multikulturelle Pecs wurde zur
Kulturhauptstadt Europas 2010 gekürt. Die Ausgabe der renommierten Literaturzeitschrift
Jelenkor ist dieser Stadt gewidmet: Seit Ungarn 1919 im
Friedensvertrag von Trianon seine meisten multikulturell geprägten Gebiete an die Nachbarländer verloren hat, führt das Land ein "monokulturelles Dasein",
findet Peter György. "Die Erfahrung des Zusammenlebens mit
Slowaken,
Rumänen,
Serben,
Kroaten,
Ruthenen ist nur noch in Spuren des kulturellen Gedächtnisses erhalten. Nach dem Mord an den
Juden und der Vertreibung der
Deutschen folgte eine Periode der Verdrängung, die - von zögernden Schritten am 60. Jahrestag des Holocausts abgesehen - immer noch nicht zu Ende ist." Pecs dagegen habe in seiner Bewerbung zur Kulturhauptstadt seine Geschichte der multi- und interkulturellen Erfahrungen hervorgehoben "und damit eine nicht nur für die Bewohner dieser Stadt, sondern für uns alle
wichtige Botschaft formuliert".
Auch der Kulturanthropologe Peter Niedermüller
feiert Pecs, weil sein Bewerbungskonzept "die Notwendigkeit der
Neuinterpretation von Staatsgrenzen innerhalb des vereinigten Europas betont." Es gehe schließlich nicht darum, "Länder und Kulturen zu trennen, sondern das Denken in nationalen Rahmen zu durchbrechen, die Entstehung und Institutionalisierung
transnationaler Regionen zu fördern."
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Experiment durch, in dem plötzlich die ganze intellektuelle Szene aus der Hauptstadt in die kleine Stadt Pecs umzieht.