Das Gespräch mit
Anne Enright hätte bestimmt gewonnen, wenn sich Interviewer Ian McGillis für die Antworten der
Autorin interessiert hätte. Aber immerhin, sie
vermittelt doch einen guten Eindruck von den Auseinandersetzungen, die sich in den letzten dreißig Jahren in
irischen Familien abgespielt haben: "Meine Generation wurde so etwas wie die verlorene Generation. Die Menschen, mit denen ich
1985 auf dem College meinen Abschluss machte, haben fast alle das Land verlassen, einige, weil sie die klaustrophobische und moralisch unrealistische Umgebung nicht aushalten konnten. Aber man sieht eine allmähliche Veränderung, wenn auch die Eltern ihre Sichtweise verändern. Die Welt, in der sie heute leben, hätten sie sich niemals vorstellen können, und sie müssen mit Menschen klarkommen, die nicht existierten, als sie aufwuchsen.
Zum Beispiel Lesben. Nur Protestantinnen waren damals lesbisch und nur reiche Frauen. So wurden sie mit dem Aufwachsen ihrer Kinder permanent gezwungen, verschiedene Leute als Menschen anzuerkennen, unabhängig davon ob diese
gesellschaftlich korrekt waren. Sie hatten furchtbare Angst davor, dass man
in der Gosse landet, wenn man aus der Reihe fällt, weil es das war, was ständig passierte."