Magazinrundschau - Archiv

National Affairs

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 09.06.2020 - National Affairs

Das aktuelle Magazin bringt einen Beitrag des Historikers und Politikwissenschaftlers Adam Garfinkle, Gründer des Magazins American Interest, über das Schwinden tiefgehender Lesekompetenz durch die digitalen Technologien: "Es geht um mehr als um Aufmerksamkeitsspannen. Außer an Aufmerksamkeitsdefiziten leiden Menschen, die das tiefgehende Lesen nicht (mehr) beherrschen, unter einer verringerten Fähigkeit, abstrakter Argumentation zu folgen und sich ihrer zu bedienen. Anders gesagt, wer in Bezug auf ein komplexes Problem nicht zu 'kognitiver Geduld' fähig ist, der kann auch nicht effektiv darüber nachdenken. Wir wissen, dass dauerhafte und wiederholte Benutzung digitaler Geräte unsere Art und Weise zu denken und uns zu verhalten verändert, da es uns physisch verändert. Das Gehirn passt sich seiner Umgebung an. Die Geräte sind dazu erdacht, uns abhängig von ihnen zu machen. Technologieunternehmen wissen, dass das 'Swipen' unser Gehirn in bestimmter Weise konditioniert. Designer wissen, was Dopamin und Oxytocin freisetzt, sie wissen auch, dass zweidimensionale Darstellungen auf einem Bildschirm nicht den sensorischen Reichtum direkter Erfahrung ersetzt, und sie kennen die Auswirkungen - weshalb viele Cybertechniker den Umgang mit digitalen Geräten bei ihren eigenen Kindern streng kontrollieren. Der Neurologe Richard Cytowic sagt: 'Digitale Geräte entführen unsere Aufmerksamkeit. In dem Maße, in dem wir unsere Umgebung nicht mehr zur Gänze wahrnehmen, fallen wir zurück in ein unbekümmertes, monotones, sich selbst verstärkendes Verhalten, dem wir nicht entkommen können.'"