Numero, eine von zwei vorzüglichen Kulturzeitschriften aus
Kolumbien (die andere heißt
El Malpensante), hat eine neue Ausgabe auf den Markt gebracht. Darin findet sich eine Stichwörter-Sammlung des mexikanischen
Essayisten Carlos Monsivais über Auswirkungen der
Globalisierung auf Literatur und Lesegewohnheiten. "In einem Prozess, in dem wir alle, auf die ein oder andere Weise, zum Inbegriff des Globalen werden, mutiert der einzelne Leser immer mehr zum
Vetreter aller Leser",
räsoniert er beispielsweise. "Es fehlt nicht mehr viel, und wir bekommen auf Partys zu hören:
'Du siehst aber global aus'. Oder aber: "Wusste gar nicht, dass du so lokal bist".
Weitere Artikel handeln von den
Eindrücken eines jungen kolumbianischen Schriftstellers in
Israel sowie von der Jagd nach einem
entwendeten Ulysses-Band (in einer
Kurzgeschichte der Ecuatorianerin
Coca Ponce). Ebenfalls frei zugänglich sind zwei Themenschwerpunkte: Während der eine, zu
Mexiko, eher anekdotisch gehalten ist, geht es in dem anderen um kolumbianische Autoren, die zumeist
unfreiwillig im Ausland leben. "Wegen Todesdrohungen musste ich das Land zweimal verlassen. Zuerst im Mai 1998 und dann im Mai 2003. Jetzt fällt mir auf, dass der Mai nicht mein Monat ist",
berichtet etwa der Ex-Guerillero, Journalist und frischgebackene Romancier
Leon Valencia.
Zu Wort kommt auch der Schriftsteller und Soziologe
Alfredo Molano, der schon seit Jahren auf
literarisch höchstem Niveau die Komplexität seines Heimatlandes erkundet, jedoch bislang kaum übersetzt worden ist (hier eine Ausnahme auf
englisch).