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Vanity Fair

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 22.02.2022 - Vanity Fair France

Marguerite Duras und Yann Andréa waren eines der speziellsten Paare im Paris der achtziger Jahre. Sie wohnten zusammen in den "Roches noires" in Trouville. Man sah sie vom Monoprix des Ortes kommen, einen Caddie voller Weinflaschen hinter sich her ziehend. Abends grölte sie aus dem Fenster des ehemaligen Hotels hinaus, zuweilen mit einer Salatschüssel auf dem Kopf, und erregte regelmäßig Ärger bei den anderen Bewohnern der zu Wohnungen umgebauten ehemaligen Hotelsuiten. Norine Raja erzählt ihre Geschichte. Duras war 66, als sie sich kennenlernten, er 30. Ihr Geschichte ist, basierend auf Tonbandmitschnitten eines alten Interviews mit Andréa, gerade verfilmt worden und in den Pariser Kinos angelaufen (Trailer). "Yann Andréa nimmt alle Positionen ein: Sekretär, Assistent, Chauffeur, Saufkumpan. Aber er füllt nicht die emotionale Leere von Marguerite Duras. Sie weiß, dass er homosexuell ist und One-Night-Stands aneinanderreiht. Sie sagt zu ihm: 'Sie begehren nur mich', was wie ein Befehl klingt. 'Es war eine Beziehung der gegenseitigen Inbesitznahme', sagt Duras-Biografin Laure Adler. Sie dachte ständig an ihn. Wenn er tagelang verschwand, um sich mit Jungs zu treffen, rief sie ihre Freunde an, damit sie ihr halfen, ihn zu suchen. Sie dekonstruierte und rekonstruierte ihn durch Fiktion. In 'L'Été 80' (1980) und 'Les Yeux bleus, cheveux noirs' (1986) taucht er am Rand auf, in 'Yann Andréa Steiner' (1992) dann expliziter."