Adriana Altaras

Die jüdische Souffleuse

Roman
Cover: Die jüdische Souffleuse
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2018
ISBN 9783462051995
Gebunden, 208 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Ein Provinztheater. Adriana, die Regisseurin, und Sissele, die Souffleuse, geraten bei den Proben zu einer Mozart-Oper heftig aneinander. Denn Sissele verfolgt ein Ziel, das gar nichts mit dem Theater zu tun hat, aber sehr viel mit Adriana: Jahrzehntelang hat sie vergeblich nach ihren Verwandten gesucht, die nach dem Zweiten Weltkrieg in alle Winde zerstreut wurden. Sie ist überzeugt, nur Adriana kann ihr jetzt noch helfen!

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.11.2018

In "Titos Brille" hat Adriana Altaras ihre Erinnerungsarbeit abgeleistet, erklärt Rezensentin Claudia Tieschky. Das behauptet sie zumindest am Anfang des Romans "Die jüdische Souffleuse". Ihr Alter Ego hat genug vom Erinnern. Zu lange hat sie die Vergangenheit ihre Gegenwart bestimmen lassen. Nun will sie nichts weiter als in Ruhe Opern zu inszenieren, lesen wir. Ihre Konflikte mit den Provinztheatern und deren Ensembles schildert die Erzählerin mit viel Witz und Esprit. Doch obwohl ihre Art zu erzählen immer irgendwie laut, lebendig und ein wenig chaotisch wirkt, so zeigt sich der Rezensentin doch beim genaueren Hinsehen, dass die Geschichte einer ganz klassischen Romanstruktur folgt. Natürlich taucht irgendwann eine Figur auf, die Adriana doch noch dazu zwingt, sich einmal mehr mit der Vergangenheit zu beschäftigen, allerdings nicht mit ihrer eigenen, sondern mit der ihrer neuen Freundin - der jüdischen Souffleuse. Für Tieschky beweist Adriana Altaras auch mit diesem Roman ihr Talent, die schwierigsten Themen mit Leichtigkeit zu behandeln. Hinter dieser Erzählhaltung verbirgt sich jedoch eine fundamentale und konsequenterweise uneindeutig beantwortete Frage, meint die Rezensentin - die Frage danach, inwiefern man mit dem Holocaust als Nachgeborener "abschließen" kann.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.11.2018

Hier ist alles echt - so echt wie eine Geschichte aus dem wahren Leben eben sein kann, bemerkt Rezensentin Shirin Sojtrawalla. Die Erzählerin mache auch gar kein Geheimnis daraus, dass zwischen ihr und der Autorin einige fundamentale Gemeinsamkeiten bestehen. So heißt sie nicht nur Adriana Altaras, sondern arbeitet wie diese auch als Regisseurin an der Oper, erklärt Sojtrawalla. In ihrem typisch aufgedrehten "Altaras-Ton" reflektiert die Erzählerin ihre Arbeit in diesem Betrieb, den sie durchaus kritisch, jedoch auch mit viel Witz und Zuneigung beschreibt, so die Rezensentin. Doch die eigenen Erfahrungen mit und an der Oper bilden nur das Gerüst oder den Ausgleich für die sehr viel düsterere Geschichte der "jüdischen Souffleuse", lesen wir. Deren Anliegen ist es, mit Hilfe der Autorin Altaras ihre eigene Vergangenheit und die ihres Vaters aufzuarbeiten. Um den Lesern mit dieser beklemmenden Geschichte nicht zu viel aufzulasten, mischt sie jedoch immer wieder "launige Bemerkungen" und Anekdoten unter. Das Chaos der Erzählebenen, welches dabei entsteht, findet  Sojtrawalla zwar nicht gerade elegant, aber eben "turbulent" und echt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2018

Rezensentin Ursula Scheer kann nur staunen über soviel Mut. Wie Adriana Altaras ihre Ich-Erzählerin in ein barockes Abenteuer auf den Spuren des Holocaust schickt, wie sie Erlebtes und Erdachtes mischt und der Tatsache der Vernichtung der Juden mit jüdischem Witz begegnet, hat Scheer schwer beeindruckt. Stoff genug für eine neue Diskussion um die Fiktionalisierung des Holocaust, findet die Rezensentin. Der Autorin gestattet sie dergleichen, weil es ihr sichtbar um Wahrhaftigkeit geht, nicht um Effekte, und weil sie aus ihrer eigenen Biografie schöpft.
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