Ahne

Ich fang noch mal von vorne an

Cover: Ich fang noch mal von vorne an
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2003
ISBN 9783462032338
Taschenbuch, 265 Seiten, 8,90 EUR

Klappentext

Woche für Woche liest Ahne in Berlin und sonstwo einem entgeisterten Publikum irgendwas vor. Es beginnt meist einfach, ja banal: Uhrzeit, Möbelstücke, die Sonne scheint. Dann stirbt Gilbert Becaud. Ahne erzählt, und alles klingt ganz einleuchtend und plausibel. Schön wär?s. Die Geschichten drehen ab, doch da kann Ahne nun wirklich nichts für. Denn, was als normal und alltäglich gilt, ist noch lange nicht in Ordnung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2003

"Aber? - dieser Satz steht ganz am Ende der Besprechung - "ab und zu ein paar Seiten Ahne - das kann Spaß machen". Und wenn es da noch so fröhlich alliteriert, denkt man sich, kann es ja auch insgesamt nicht so schlimm gewesen sein. Auch wenn Wolfgang Schneider davor warnt, es in einem Rutsch zu lesen, denn dann drohe das schnelle Ende des Amüsements. Ahnes Markenzeichen, schreibt er, seien "kunstvoll ins Läppische tendierende Pointen?, und das wiederum sei ein Stilmerkmal der Berliner Lesebühnenschreiber. Und so stückele auch Ahne frei assoziierend die Brocken seiner Erfahrungswelt zu kurzen skurrilen Texten zusammen - "Geschichten aus dem Leben also - aber das Leben schreibt keine Geschichten". Schneiders Vermutung: Ahne ist einfach noch nicht so recht erwachsen, versucht das aber gar nicht zu verbergen, sondern ermächtigt sich - frisch, fromm, fröhlich, frei - zum Poeten des Dilettantismus. Weg mit literarischer Ambition, her mit den gestammelten Sätzen. Und das funktioniert, findet Schneider - nur eben nicht auf Dauer.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.07.2003

Die Rezensentin Susanne Balthasar ist überrascht, wie viel vom Charme des "Surfpoeten" Ahne, der eigentlich eher in der Live-Performance Berliner Vorlesebühnen zuhause ist, auch in seinen geschriebenen Geschichten erhalten bleibt. Vielleicht, vermutet die Rezensentin, hat es damit zu tun, dass Ahne "so ungeniert offen schreibt, dass den Leser das Gefühl beschleicht, er kiebitze dem Verfasser beim Denken ins Oberstübchen hinein". Und so könne man Ahne geradezu bei der Innenveranstaltung "Buchschreiben" zu schauen, und feststellen, dass bei der kleinsten Denkreizung "ständig die ganze Welt in den Hirnraum kullert". Das "Nebeneinanderstellen", so die Rezensentin, wird zum "zentralen Stilmittel" und erzeugt Chaos - alltägliches und von Ahne präpariertes, wie zum Beispiel die inhaltsleere Geschichte über den Versuch eine inhaltsleere Geschichte zu schreiben. Manchmal jedoch "rettet der Formwitz über die Inhaltsleere hinweg, manchmal fragt man sich, was man eigentlich gelesen hat. Langweilig war's trotzdem nicht."

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.05.2003

Der Wechsel von der Lesebühne ins Verlagswesen bekommt nicht jedem Autor gut, fürchtet Sebastian Domsch. Autor Ahne ist in Berlin kein Unbekannter, erklärt er; Dauergast beziehungsweise Mitglied bei den "Surfpoeten" und in der "Reformbühne Heim & Welt", wo Ahne seine Gelegenheitstexte vorträgt. Dort seien seine absurden Alltagsbeobachtungen bestens aufgehoben, auch die "selbstverliebten Spracheigenheiten und aufdringlichen Manierismen" stören dort nicht weiter. In seinen besten Momenten sei Ahne eine männliche Sybille Berg, bloß nicht so böse, meint Domsch. Eine kleinere Auswahl davon, live vorgetragen, mag durchaus amüsant und heiter und bekömmlich sein, sinniert der Rezensent, aber die Masse der Ahne-Sammlung findet er schlicht "unverdaulich". Sie umfasst etwa hundert Texte auf etwa dreihundert Seiten; eine Geschichte pro Tag auf einem Abrisskalender zu veröffentlichen, das wäre vielleicht die angemessene Form dieser kleinen Vortragsgeschichten, schlägt Domsch vor; man könnte sie dann sogar Freunden laut vorlesen.
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