Aki Shimazaki

Tsubame

Roman
Cover: Tsubame
Antje Kunstmann Verlag, München 2004
ISBN 9783888973505
Gebunden, 120 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Bernd Wilczek. 1. September 1923: Ein gewaltiges Erdbeben erschüttert die Gegend um Tokio. Inmitten einer erregten, verzweifelten Menschenmenge flieht die zwölfjährige Mariko mit ihrer Mutter auf einen nahen Hügel. Während sie noch gebannt auf die brennende Stadt starren, beginnen die ersten Gerüchte zu kursieren, Koreaner hätten die Brände gelegt. Schnell wendet sich die Stimmung gegen die verhassten Fremdlinge. Mariko und ihre Mutter sind Koreaner. Nur knapp entkommt das Mädchen dem Volkszorn. Es findet Schutz in einem kirchlichen Kinderheim, erhält einen japanischen Namen, passt sich an; die Mutter sieht es nie wieder. Jahrzehnte später kehrt die Vergangenheit mit Macht zurück. Ausgrabungen am Arakawa-Damm enthüllen die Realität eines grausamen Massakers. Ist Marikos Mutter, ist ihr Onkel unter den Opfern? Was bedeuten die fremden Schriftzeichen in dem Tagebuch, das die Mutter hinterließ, und wer war Marikos Vater, über den nie gesprochen werden durfte?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.07.2004

Zunächst fand Susanne Messmer die schmucklose Sprache, mit der Aki Shimazaki diese Geschichte erzählt, noch ganz charmant, doch als sie das Buch nach knapp 120 Seiten zuklappte, fühlte sie sich doch recht überrumpelt. Nach ihrem Nagasaki-Roman "Tsubaki" widme sich Shimazaki in "Tsubame" sozusagen einer weiteren japanischen Katastrophe: dem Massaker an Koreanern im Jahre 1932. "Im Schweinsgalopp", ächzt Messmer, wird der Leser durch das Leben der Waise Mariko T. gejagt. Die lebt unerkannt als Koreanerin in Japan und erfährt erst als Großmutter, dass ihre Mutter nicht dem großen Erdbeben, sondern eben dem Massaker zum Opfer gefallen ist. Messmer ist hungrig zurückgeblieben und ruft nach "mehr Fleisch".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.02.2004

Nein, es tut der Literatur nicht immer gut, so sehr "auf der Seite des allzu Guten, gar des moralpolitisch Korrekten" zu stehen, meint der mit "L.L." zeichnende Rezensent. Dann komme es schon mal zu einer Art "literarischem Parasitismus", oder anders gesagt zu "literarischem Katastrophentourismus". Wie hier, bei dem neuen Roman der französisch schreibenden Japan-Kanadierin Aki Shimazaki. Das Bändchen ist, so "Ll", nicht nur "schmal", sondern es irritiert durch den Versuch, "über Geschichts- und Naturkatastrophen zu Statur und Dimension zu kommen", nämlich über das große Erdbeben von Tokio im Jahr 1923. Damit auch nichts fehle, "grummele" im Hintergrund die atomare Bedrohung, und werde ein Massengrab von (im Zuge des japanischen Kolonialismus) ermordeten Koreanern ausgehoben. Gerade Letzteres findet der Rezensent wichtig, weil eine wirklich Auseinandersetzung bislang in Japan fehlt, aber: "Ein literarisches Leichtgewicht, gespeist aus Klischees, kann keine angemessene Form der Auseinandersetzung sein."

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