Warwick Collins

Herren

Roman
Cover: Herren
Antje Kunstmann Verlag, München 2001
ISBN 9783888972591
Gebunden, 140 Seiten, 14,32 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Thomas Mohr. Herren - Gents - Gentlemen. Hier in einer öffentlichen Toilette in der Londoner City sind sie unter sich und anonym. Da kann man ruhig die Hosen runterlassen, man kennt sich ja nicht. Und das Personal, das diesen Platz sauber hält, wen kümmert das? Drei Schwarze aus Jamaica, Reynolds, Jason und Ez, putzen den Whiteys hinterher und beobachten sie...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.06.2001

Als eine ziemlich schräge Geschichte und gleichzeitig als eine erbauliche Ode an die multikulturelle Freiheit beschreibt Udo Taubitz den Roman "Herren", den er schon allein wegen seines ungewöhnlichen Schauplatzes interessant findet. Eine öffentliche Londoner Bedürfnisanstalt, die als Treffpunkt der Schwulenszene für schnelle Liebesabenteuer genutzt wird und in der drei jamaikanische Kloputzer ihre Arbeit verrichten und darüber nachsinnen, wie diesem in ihren Augen verwerflichen Treiben ein Ende zu setzen ist, bietet eine bizarre Kulisse für aktuelle Themen. Eines davon ist für Taubitz der "Krieg der Underdogs im Untergrund". Der Mikrokosmos Pissoir zeige aber auch, was Zusammenleben bedeute. Das Ergebnis sei eine Fabel über Toleranz, deren sprachliche Gestaltung, wie der Rezensent anmerkt, von der "Times" in den höchsten Tönen gelobt wurde. Schade, dass bei der Übersetzung das farbkräftige Karibische Englisch verloren geht, bedauert Taubitz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.04.2001

Stephan Maus ist richtig sauer. Obwohl er sich ganz wohlgesonnen an die Lektüre von Warwick Collins Roman über drei Toilettenherren inmitten von London begeben hat, war diese zunächst positive Grundhaltung nicht von langer Dauer. Sie währte genau zehn Seiten. Und dann ging der Ärger für den Rezensenten los. Idee, Stil und Setting des Romans landen bei Maus im Orkus. Denn er findet Collins' Ausarbeitung lieb- und phantasielos. Nicht nur, dass der Autor seine drei jamaikanischen Heiligen Ezekiel, Jason und Josiah zu schwulenhassenden Heteros stilisiert, deren Humor einfach nicht über der Gürtellinie landen will, sondern auch der Stil des Romans erregt beim Rezensenten höchsten Unmut. Maus' vernichtendes Urteil: "billige Teaser-Literatur", die er so gar niemandem empfehlen möchte. "Verglichen mit diesem pubertären Analgegibbel sind landläufige Pissoir-Graffiti noch von erlesener Feinsinnigkeit und sprühen vor Esprit", lautet das wahrlich gänzlich negative Resümee des Rezensenten.
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