Alejandro Zambra

Die Erfindung der Kindheit

Roman
Cover: Die Erfindung der Kindheit
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518423349
Gebunden, 167 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Susanne Lange. Es sind die Jahre der chilenischen Militärdiktatur, aber seine Eltern verlieren kein Wort darüber. Er selbst lernt gerade zu lesen und zu schreiben und malt schöne Bilder, und wie sollte er da begreifen, dass seine heile Vorstadtwelt so harmlos nicht ist? Als ein Mädchen aus der Nachbarschaft ihn bittet, ihren Onkel zu beschatten, willigt er unbedarft ein. Und verstrickt sich auf eine Weise, die ihn sein Leben lang quälen wird. Die Erfindung der Kindheit handelt von dem mal melancholischen, mal wütenden Unterfangen, in den Trümmern der eigenen Geschichte eine verbindliche Wahrheit zu finden. "Die Erfindung der Kindheit" ist das Porträt einer ganzen Generation, die sich um ihre Vergangenheit betrogen fühlt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.12.2012

Was kann der Roman in Bezug auf die Vergangenheit, die eigene wie die historische? Dieser Frage geht der Autor in seinem, wie Rezensent Karl-Markus Gauß schreibt, klugen, leisen Roman nach, indem er eine Kindheit zu Zeiten des Pinochet-Regimes erkundet und die Frage, was das Kind von der Gewaltherrschaft mitbekam, ob es eine Rolle darin gespielt hat und welche. Dem Zusammenhang zwischen der eigenen kleinen und der großen Geschichte und den damit verbundenen Zweifeln geht der Autor zusammen mit seiner Figur behutsam nach, schreibt Gauß, dem auch die deutsche Übersetzung gut gefallen hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2012

Kai Spanke entdeckt jede Menge frühromantische Tradition in diesem Roman des 1975 in Chile geborenen Autors Alejandro Zambra. Leider dreht der Autor für seine Begriffe etwas zu sehr an der Komplexitätsschraube. Das an sich abenteuerliche Geschehen im Roman, in dem ein Junge, ohne es zu wissen, Geheimnisse in Pinochets Militärdiktatur ausspioniert, wird laut Spanke zuweilen unter poetischen Selbstreflexionen und Roman-im-Roman-Spiegelungen verschüttet. Auf den kindlichen Nervenkitzel der Spionage hätte der Autor laut Spanke ruhig mehr vertrauen können.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.11.2012

Schweres Thema, klarer Ton, findet Timo Berger angesichts des dritten Romans des Chilenen Alejandro Zambra. Berger erklärt, weshalb sich Zambras Generation erst so spät literarisch mit dem Thema der Pinochet-Diktatur beschäftigt hat und lobt dessen Versuch als unaufgeregt und vielschichtig. Ob als Liebesgeschichte, politischer Roman oder Coming-of-Age-Story, die Geschichte eines 9-jährigen Jungen, der in die politischen Verwicklungen seiner Zeit gerät, überzeugt Berger. Dass der Autor die Entstehung der Geschichte im Buch selbst thematisiert, steigert seinen Reiz für den Rezensenten noch. Auch als Essay über das Verhältnis von Literatur und Erinnerung findet er ihn gelungen.