Alexander Solschenizyn

Schwenkitten '45

Die autobiografischen Erzählungen
Cover: Schwenkitten '45
Langen Müller Verlag, München 2004
ISBN 9783784429649
Gebunden, 205 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Heddy Pross-Weerth und Fedor B. Poljakov. Die Verteidigung der Heimat bei Kursk im Sommer 1943, der Vorstoß nach Ostpreußen im Winter 1945 - Alexander Solschenizyn, im Zweiten Weltkrieg Kommandeur einer Schallmessbatterie, macht die Tapferkeit der Soldaten, die Unfähigkeit der Politchargen, die Not der Zivilbevölkerung zu seinem Thema. Schicksalhafte Ereignisse für Solschenizyn: Noch in Ostpreußen, kurz nach den geschilderten Ereignissen, wurde er verhaftet und in die stalinistische Welt des Massenterrors, in den "Archipel Gulag", verschickt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.02.2005

Sonja Zekri kann diesen beiden autobiografischen Geschichten, die in Ostpreußen im Zweiten Weltkrieg angesiedelt sind und in denen Deutsche und Russen aufeinander treffen, nicht viel abgewinnen. Sie findet, dass Alexander Solschenizyn damit nicht nur hinter seinen eigenen Erkenntnissen über den Krieg, sondern auch hinter dem historischen Wissensstand zur Ostfront "zurück bleibt". Die Darstellung von "russischer Leidensfähigkeit" und der "russischen Seele" scheinen der Rezensentin nurmehr "altmodisch" und "fast sozrealistisch". Sie überlegt, ob sie so etwas heutzutage überhaupt noch lesen will. Zudem geht ihr der Autor in der Erzählung "Schwenkitten '45" allzu pingelig und detailliert mit den technischen Einzelheiten der Schallschutzeinheit, der er selbst angehörte, um. Was in "Archipel Gulag" noch "literarische Wucht entfaltet hatte, nämlich die nüchterne Sprache und die Haltung des Chronisten, der unbewegt Ungeheuerliches schildert, verkommt hier zur "reinen Technokratie" beschwert sich Zekri. Weder die Verbrechen der Wehrmacht noch die der Roten Armee werden bei Solchenizyn auch nur erwähnt, moniert die Rezensentin, die findet, der Autor habe hier auf seine alten Tage "zu locker" gelassen".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.11.2004

Nicht wirklich überzeugt zeigt sich Rezensent Ulrich M. Schmid von diesen beiden nun auf deutsch vorliegenden Kriegserzählungen Alexander Solschenizyns. Als charakteristisch für die Erzählungen nennt er ihre "radikal individualisierte Sicht" auf den Krieg, an Tolstoi geschulte Schlachtdarstellungen sowie die nüchterne Schilderung von Zwangslagen ohne moralischen Anklage. Zwar ist für Schmid in den Erzählungen der erfahrenen Autor zu erkennen. Gleichwohl erscheinen sie ihm thematisch wie stilistisch als Anachronismus: Solschenizyn füge der reichen literarischen Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs in der Literatur wenig Neues hinzu. Nach Auffassung Schmids müssen die Texte als Exposition zu Solschenizyns großen autobiografischem Projekt gelesen werden, das aus einem ausführlichen Bericht über den Kampf gegen die Sowjetmacht ("Die Eiche und das Kalb") und den bisher nur kapitelweise veröffentlichten Exilerinnerungen "Ein Körnchen geriet zwischen zwei Mahlsteine" bestehe.