Elisabeth Heresch

Geheimakte Parvus

Die gekaufte Revolution. Biografie
Cover: Geheimakte Parvus
Langen Müller Verlag, München 2000
ISBN 9783784427539
Gebunden, 400 Seiten, 25,51 EUR

Klappentext

Der russisch-jüdische Marxist und Millionär Alexander Parvus, ausgebildet als Ökonom und Politologe, hatte eine Vision: den Sturz des Zaren und die Errichtung eines revolutionären Regimes in Russland. Als Weggefährte Trotzkis kam er über Zürich in die Türkei, wo er mit Devisen- und Waffengeschäften zu immensem Reichtum und politischem Einfluss gelangte. 1914 schlug seine große Stunde: Im Auftrag des deutschen Kaiserreiches - und mit dessen Millionen - manipulierte er den Kursverfall des Rubels und bereitete mithilfe eines perfekt organisierten Agentennetzes die Machtübernahme Lenins vor.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2001

Die Bedeutung der Russischen Revolution für die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist für den Rezensenten unbestritten. Entsprechend wenig erstaunt ihn die Fülle an Kompendien mit immer komplexeren Deutungen zum Thema. Wirklich überrascht hingegen zeigt sich "U.Sm" angesichts dieser Studie, die, wie er schreibt, einen neuen Weg der Deutung einschlage: "Sie fragt nach den finanziellen Ressourcen der Bolschewiki, gewissermaßen nach der Buchhaltung des kommunistischen Aufstands." Die komplizierten Machenschaften der im Zentrum der Arbeit stehenden schillernden Figur des Alexander Helphand alias Dr. Parvus zu erzählen, lobt der Rezensent die Autorin, gelingt in einer spannenden Geschichte, die neben der Arbeit der russischen Revolutionäre im Exil auch das skrupellose Kriegskalkül der Deutschen offen legt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.04.2001

Die Geschichte über den Geschäftsmann und Revolutionär Alexander Parvus, der mit bürgerlichem Namen Israil Lasarewitsch Helphand hieß und als dunkler Mittelsmann das Geld für die Durchführung der russischen Revolution beschafft hatte, ist nicht neu, schreibt Helmut Altrichter. An der Biografie von Elisabeth Heresch hat der Rezensent denn auch einiges auszusetzen. Schon in den sechziger Jahren hätten die beiden Historiker Winfried B. Scharlau und Zbynek A. Zeman ein Buch über den zwielichtigen Handlanger vorgelegt, das Altrichter für wesentlich lesenswerter hält als das vorliegende. Denn präzise Informationen und eine politische Einordnung liefere die Autorin weniger. Zwar hat sie den Rezensenten mit ihrem Quellenverzeichnis zunächst beeindruckt, doch fehlt es ihm an Anmerkungen und Belegen für ihre Forschung. Auch wenn sie darauf zugunsten eines breiteren Leserkreises und einer besseres Verständlichkeit verzichtet hat - Altrichter fragt, ob das hier vermittelte Gesamtbild den historischen Fakten entspricht. Politik auf dunkle Geschäfte und eine Weltrevolution auf eine Agentenstory zu reduzieren sowie Lenin als bloße Figur in einem Schachspiel darzustellen, schränkt die historische Perspektive arg ein, bemängelt der Rezensent. Für ihn war Lenin eher ein Zauberlehrling, den man gerufen hatte und den man dann nicht mehr los wurde.
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