Alfred Kerr

Ich sage, was zu sagen ist

Theaterkritiken 1893-1919. Werke Band VII, 1.
Cover: Ich sage, was zu sagen ist
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1998
ISBN 9783100495105
Gebunden, 959 Seiten, 65,45 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Günther Rühle. Die meistbeachtete Kritik in den Feuilletons der späten Kaiserzeit und der Weimarer Republik war die Theaterkritik, mit ihr erschrieb sich Kerr seine Geltung. Alfred Kerr verstand die Kritik als gleichberechtigtes Gegenstück zu ihrem jeweiligen Objekt und sich selber als schöpferischen Künstler. Für jene erste Werkausgabe hatte Kerr seine Theaterkritiken überarbeitet; der Herausgeber der neuen Edition, Günther Rühle, greift auf die spontane journalistische Urfassung zurück, den jeweiligen Erstdruck in "Magazin für Literatur", "Breslauer Zeitung", "Die neue Rundschau", "Die Nation" und "Der Tag". Dieser Band zeigt den Aufstieg des Kritikers, der im Geleit von Otto Brahm die Nachfolge Fontanes antrat, bis zur Schwelle der Weimarer Republik.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2002

Mit Zwittergefühlen hat Dieter Hildebrandt die beiden Bände von Alfred Kerrs Theaterkritiken gelesen: "Ich sage, was zu sagen ist" und "So liegt der Fall".
Einerseits habe es nie ehrliche, spontanere Kritiken gegeben als die von Kerr, da dieser - andererseits - seine Eitelkeit und private Gestimmtheit nie verhehlte. Man lese aber auch, schreibt Hildebrandt in seiner klugen und weiterbildenden Kritik, "gelegentlich jauchzend, voller Bewunderung für die Blitzgescheitheit. Bis einem die Dauerfrische suspekt wird, die Koketterie in Permanenz. Es ist wie Völlerei in Sushi." Die Treue allerdings, mit der Günther Rühle Kerr ediert und damit dem großen Scharfrichter ein Denkmal gesetzt hat, hält Hildebrandt selbst für beinahe denkmalswürdig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.07.2001

Von dem großen Meister der deutschen Theaterkritik Alfred Kerr sind bereits zahlreiche Bände mit Reiseberichten, Gedichten und Essays zu Theater und Film erschienen. Nun endlich liegt in zwei Bänden auf über insgesamt 2000 Seiten auch sein kritisches Werk vor: "Ich sage, was zu sagen ist. Theaterkritiken von 1893-1919" und "So liegt der Fall. Theaterkritiken von 1919-1933 und im Exil". Diese Edition, jubelt Hansres Jacobi, ist ein Ereignis, denn sie zeige die Größe und Grenzen des Kritikers in ihrem vollen Umfang. Der Herausgeber Günther Rühle hat die Auswahl der Rezensionen, etwa ein Fünftel der von ihm auf 1500 insgesamt geschätzten Kritiken, auf zwei Bände verteilt und sich dabei an die zeitliche Chronologie gehalten. Die eigentliche Bedeutung dieser Edition sieht der Rezensent in den umfang- und kenntnisreichen Anmerkungen, aber - neben der Materialfülle - vor allem auch in der Textbehandlung: Rühle habe die Texte anders als Kerr selbst bei der Erstellung von Sammelbänden, in ihrer Originalfassung belassen. Man hat es also mit "unfrisierten Texten" Kerrs zu tun und bekommt so "ein unverbogenes Bild seiner Persönlichkeit", freut sich Jacobi. Dadurch lasse sich Kerrs Entwicklung verdeutlichen, aber auch seine persönliche Haltung zu einzelnen Autoren und zu künstlerischen Bewegungen. Kerrs Bemühungen um Akzentuierung und Hervorhebung des Wesentlichen werde ebenso erkennbar wie sein Plädoyer für die Subjektivität des kritischen Urteils. Rühles Blick macht aber auch nicht Halt vor den Schwächen des Meisters, Kerrs Tendenz zur Selbststilisierung und seinem Anflug von Selbstüberschätzung, bemerkt der Rezensent. Trotz allem sei Kerr aber der legitime Nachfolger Fontanes, versichert er abschließend.
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