Alfredo Bryce Echenique

Küss mich, du Idiot

Roman
Cover: Küss mich, du Idiot
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518411803
Gebunden, 325 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Matthias Strobel. Die junge salvadorianische Frau, die da frisch von ihrem Schweizer Internat in Paris eintrifft und wegen ihrer erlernten Artigkeit prompt in einer Mädchenpension sehr zweifelhaften Rufs landet, heißt Fernanda María de la Trinidad del Monte Montes, und er nennt sie Tarzan. Er, das ist Juan Manuel Carpio, Liedermacher und Gitarrist aus Lima, der die notwendigen Francs zu seinem mageren Lotterleben mit der Mütze in der Hand und dem einen oder anderen Auftritt in Latinolokalen und Diplomatenkreisen verdient. Das Aufeinanderzufliegen geht ganz von selbst, auch wenn die tieftraurigen Liebeslieder, mit denen er sie umgarnt, eigentlich seiner Ehefrau Luisa gelten ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.07.2001

Ein Roman, den Evita Bauer gern gelesen hat: amüsant, heiter, unterhaltsam, mit jener "Mischung aus Heimweh, Weltoffenheit und Lebensfreude", die den Boom lateinamerikanischer Literatur verantwortet hat. Dennoch schreibt der peruanische Autor für Bauer nicht das Konzept des "magischen Realismus" weiter, sondern feilt am "ironischen" Realismus und orientiert sich dabei eher an spanischen Vorbildern wie Miguel Delibes und Ganzálo Torrente Ballester. Als lateinamerikanische Vorbilder lässt Bauer nur Julio Cortázar gelten. Der leichte Ton verdankt sich dem Erfindungsreichtum der gesprochenen Sprache, der sich der Autor unbekümmert überlässt, behauptet Bauer. Er sei aber auch das Ergebnis harter Arbeit, die gelegentlich durchscheint. Dann klingt der freche Ton in ihren Ohren etwas aufgesetzt, kommen die Klischees des Liebesromans, der sich über drei Jahrzehnte und alle Erdteile erstreckt, zu dicke. Vor allem aber, findet Evita Bauer, taucht das Wort "vergöttern" zu häufig auf.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2001

Richtiggehend verärgert ist Diemut Roether über den Suhrkamp Verlag. Dieser vertritt doch eigentlich literarischen Anspruch, doch mit dem Titel dieses aus dem Spanischen übersetzten Romans biedere er sich massiv beim Publikum an, schimpft sie. Erzählt wird die Liebe zweier Menschen, die wissen, dass sie füreinander bestimmt sind und es dennoch nicht schaffen zusammen zu kommen. Diese Geschichte einer "altmodischen Liebe", so die Rezensentin, ist "mit viel Zärtlichkeit und lateinamerikanischem Überschwang" geschrieben. Zwischen den Zeilen hört Roether einen Unterton "abgründiger Ironie" klingen, in dem der Leser, sofern er möchte, "hintersinnige Bemerkungen und Beobachtungen" finden kann und der Übersetzer "auf manch harte Probe" gestellt wurde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2001

Zwar macht Sabine Doering in diesem Roman ein Übermaß an Klischees aus, etwa was den Typ des Latin Lovers betrifft. Doch insgesamt fällt ihr Urteil recht euphorisch aus. Ihr gefällt diese "tragikkomische Liebesgeschichte", die in ihrem Verlauf immer wieder überrascht und deren wichtigstes Charakteristikum zu sein scheint, dass die Liebenden sich über dreißig Jahre hinweg immer wieder "verpassen": Immer ist gerade mindestens einer von beiden zum falschen Zeitpunkt mit einem bzw. einer anderen verheiratet. Dies alles werde mit einer "fröhlichen Unbekümmertheit" erzählt, die den Geschmack der Rezensentin offenbar gut getroffen hat. Dass die politischen Ereignisse in Südamerika dabei eher die Kulisse für die Liebesgeschichte abgeben und wie "von einem Schleier des Unwirklichen" überzogen scheinen, ist für sie kein Manko. Bedauerlich findet sie lediglich, dass die große Rolle der Musik, die vielen Anspielungen der beiden Liebenden, die sich auf Lieder und Tänze Südamerikas beziehen, in der deutschen Fassung nur begrenzt verständlich sind.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.11.2000

Uwe Stolzmann ist zunächst nicht sehr angetan von dem Roman des peruanischen Autors, der hierzulande noch unbekannt ist. Das erste Urteil des Rezensenten über den Briefroman ist ziemlich ungnädig: es sei leichte "Liegestuhllektüre", der Text habe zudem literarische Schwächen, denn das Gewicht der beiden Protagonisten sei zu unausgewogen, weil die männliche Hauptfigur gegenüber der weiblichen zu blass bleibt. Außerdem macht der Rezensent sprachliche Mängel aus und moniert das unvermeidbare "Happy End" dieser Liebesgeschichte. Doch zu seiner eigenen Verwunderung stellt er fest, dass der Roman in ihm nachwirkt und sich das erste Urteil selber aufhebt. Nun sieht er in ihm eine "Lektion in Sachen toleranter Liebe" und beurteilt die Beziehung der beiden Protagonisten in ihrer Beständigkeit als "wohltuend altmodisch". Das Buch avanciert von der reinen Unterhaltungsliteratur zum "Mittel gegen Traurigkeit" und erhält nun die Zustimmung des Rezensenten. Wie dieser Wandel zustande gekommen ist, kann er allerdings in seiner Kritik nicht recht plausibel machen.
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