Mario Vargas Llosa

Harte Jahre

Roman
Cover: Harte Jahre
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518429303
Gebunden, 411 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Thomas Brovot. "Haben Sie vergessen, dass wir ein souveränes Land sind und Sie nur ein fremder Botschafter und nicht unser Vize-König?", fragt Jacobo Árbenz, der Präsident Guatemalas, den Entsandten der Vereinigten Staaten. Es ist das Jahr 1954 und die Frage offensichtlich rhetorisch gemeint, die Antwort des amerikanischen Diplomaten: schallendes Gelächter. Denn kurze Zeit später bringt ein Militärputsch die Árbenz-Regierung zu Fall, mit freundlicher Unterstützung des CIA. Und zwar vermittels einer dreisten Lüge, die als Wahrheit durchgeht: US-Präsident Eisenhower hatte in Umlauf gebracht, Árbenz billige und unterstütze die Ausbreitung des sowjetischen Kommunismus auf dem Kontinent. Eine Lüge, die das Schicksal ganz Lateinamerikas verändern wird. Diese folgenreiche historische Episode - die uns schmerzlich an unsere Gegenwart erinnert - greift Mario Vargas Llosa auf und erzählt sie in ihrer ganzen Vielgestaltigkeit. Wer gründet welche Intrigen? Wer sind die Profiteure? Wer bleibt auf der Strecke?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.08.2020

"Harte Jahre" ist kein hundertprozentig gelungener Roman, meint Rezensent Benedikt Herber. Zu viele Personen, zu viele Ereignisse gibt es in dieser Geschichte, die den Niedergang Guatemalas von den 1940ern bis in die -60er Jahre beschreibe. Da geht in der übervollen Geschichte manchmal die Dramatik verloren und die Personen bleiben oft oberflächlich, so der Kritiker, der das Buch aber trotz dieser Mängel "über weite Strecken unterhaltsam und lehrreich" findet. Besonders der "US-Imperialismus", der jedes Aufblühen eines demokratischen Pflänzchens in Guatemala rücksichtslos zertrat, bekommt bei Llosa Vargas sein Fett weg. Aber da spricht eher der enttäuschte Liberale als ein linker Kapitalismuskritiker, meint Herber.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.06.2020

Keine Frage, Mario Vargas Llosa ist ein grandioser Erzähler, weiß Rezensent Ole Schulz. In seinem neuesten Roman über den Sturz des guatemaltekischen Präsidenten Árbenz durch die CIA gelingt es ihm dem Kritiker zufolge aber nicht ganz so gut wie sonst, historische Fakten aufzubereiten; laut Schulz verliert er sich mehrmals in Details. Dennoch fand der Rezensent den Roman sowohl lehrreich in Bezug auf die Geschichte Guatemalas als auch unterhaltsam.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2020

Rezensent Rudolf von Bitter folgt dem Text von Mario Vargas Llosa mit einigen Mühen. Die Ausgangslage im Guatemala der 40er und 50er Jahre, als die amerikanische United Fruit Company in dem gebeutelten Land Umsturzpläne wälzte, scheint Bitter sperrig. Die sich entfaltende Handlung um Attentate, Diktatur und Bürgerkrieg braucht viel Raum, warnt er. Die vom Autor recherchierten und konstruierten Parallelhandlungen sind ihm mit ihrem Assoziationsgeflecht schwere Kost. Ab der Mitte des Romans wird es laut Bitter dann aber actionreich und abenteuerlich, und ein historisch verbürgter Geheimdienstscherge von Diktator Trujillo übernimmt eine "faszinierende" Rolle.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 18.04.2020

Kurz bevor die Sozialkontakte auch dort beschränkt wurden, hat Rezensent Marko Martin Mario Vargas Llosa in seinem Haus in Madrid getroffen. In seinem neuesten Roman erzählt der Autor die schier unglaubliche, aber wahre Geschichte, wie der guatemaltekische Präsident im Jahr 1954 durch einen von der CIA durch Verleumdung in die Wege geleiteten Militärputsch gestürzt wurde, erklärt Martin. Vargas Llosa hat ihm verraten, dass dieser Stoff für ihn ein Schlüsselereignis seiner Generation darstellt, weil die USA hier ihr eigentliches liberaldemokratisches Credo verrieten - Anlass der CIA-Intervention war nämlich die bedrohte Monopol-Stellung der US-amerikanischen Fruit-Company in Guatemala - und ganz Lateinamerika in eine noch bis heute verheerende wirtschaftliche Situation trieb. "Harte Jahre" ist dem Rezensenten zufolge aber alles andere als ein "Thesenroman", sondern eher eine Art schillerndes "Mantel-und-Degen-Stück", dem es trotzdem nicht an Brisanz fehlt, so Martin: Das Buch zeigt, dass Fake News schon lange vor Trump ein Problem waren und dass Profit durch Ausbeutung nicht nachhaltig ist, verspricht er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.04.2020

Weil der ehemalige guatemaltekische Präsident Arbenz die US-amerikanische United Fruit Company (UFC) im Guatemala der fünfziger Jahre mit einer Agrarreform um ihre Privilegien als Bananenplantagen-Riese zu bringen drohte, wurde er von der CIA kurzerhand als Kollaborateur der kommunistischen Sowjetunion diffamiert, hat der empörte Rezensent Martin Oehlen aus diesem Roman gelernt. Ihm zufolge kritisiert Mario Vargas Llosa die USA mit dieser an realen Ereignissen orientierten Geschichte zu Recht scharf dafür, die Demokratisierung nicht nur Guatemalas, sondern ganz Lateinamerikas mit dieser Einmischung um Jahrzehnte verzögert zu haben. Den ohnehin schon spannenden historischen Fakten haucht der Autor mit seinem grandiosen schriftstellerischen Talent Leben ein, verspricht der beeindruckte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.03.2020

Rezensentin Katharina Döbler lässt sich mitreißen von Mario Vargas Llosas neuem Roman um die Geschichte der United Fruit Company und den Sturz des Präsidenten Arbenz 1954 in Guatemala. Der Mix aus historischer Erzählung und Doku, aus realen und fiktiven Personen scheint ihr zu funktionieren. Der mal kühle, mal üppige Ton der Erzählung erinnert sie an Llosas beste Romane und führt sie ganz nah an die Handlung und ihre Akteure heran. Über die politische und soziale Geschichte Guatemalas und Mittelamerikas erfährt die Rezensentin eine Menge.