Andrea Rothaug

Frierkind

Roman
Cover: Frierkind
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783821857626
Gebunden, 320 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Max Tinker mochte die Menschen nicht. Nicht die exaltierte Diva Holly, die sich seine Mutter nennt, nicht die Künstler und Musiker, die ihr Leben bevölkern, sich selbst nicht - und auch die Frauen nicht, die ihn stets übersehen. Nur manchmal, da mochte Max die kleinen Teile an den Frauen. Einen Fußnagel in Maigrün. Eine Hand ohne die andere. Die Vanilleknie. Mal einen Schlüpfer. Aber nie die ganze Frau. Das ganze Schwein. Das ganze Brot konnte doch auch keiner essen. Bis er Natalie gegenübersteht. Die mag er gleich. Erst von fern, dann immer näher. Die lila Brünette mit dem Minirock und den Goldsandalen im Sommer. Max ist verliebt - und bringt sich und Natalie in Gefahr. Denn Holly schätzt es gar nicht, wenn ihr jemand das Terrain streitig macht. Und je stärker Max versucht, seiner Mutter zu entkommen, desto mehr zerstörerische Energien setzt sie frei.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2005

Das von Andrea Rothaug angehäufte Szene- und Insiderwissen ist es nicht, das Rezensent Gerrit Bartels an ihrem neuen Buch so gut gefällt. Ihn überzeugt eher die Art, wie Rothaug einen Generationenkonflikt zwischen einem zurückhaltenden Jungen und seiner Mutter, einer alternden Hamburger Szenegängerin, beschreibt. Dem Leser werde klar, wie schwer es Kinder jugendbesessener Eltern haben, ein eigenverantwortliches Leben zu führen, schreibt Bartels. So sehr ihm dieses Thema gefällt, so sehr bedauert er, dass Rothaug sich mitunter "sprachlich verhebt": Zu viele Wortneuschöpfungen, Ellipsen und Satzbruchstücke, findet der Kritiker. Er rät der Autorin, künftig nicht mehr auf Leute zu hören, die sagen, man könne Pop "eins zu eins in Literatur übertragen". Abgesehen davon aber habe Rothaug mit ihrem Buch durchaus eine "gelungene Studie" vorgelegt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.10.2005

Nicht der Held, sondern seine Mutter ist für Gisa Funck die Attraktion in Andrea Rothaugs Roman. Denn bei ihrem intendierten Helden, einem 20-jährigen Muttersöhnchen mit fäkalerotischen Perversionen, greife die Autorin eindeutig zu tief in die Kloakenabgründe, findet Funck, und so gerate Sohn Max weder zu einer Karikatur noch zu einer ernstzunehmenden Figur. Einfach "geschmacklos" sei diese um jeden Preis schockieren wollende Darstellung. Punkt. Seine Mutter dagegen, eine Kunstprofessorenwitwe, sei ein "herrlich überzeichneter Alptraum einer sich selbst verwirklichenden Altachtundsechzigerin", gibt sich Rezensentin Funck entzückt. Die Sprache des Romans mit "eingängigen, kurzen Sätzen" habe manchmal etwas von "Straßenpoesie" und manchmal von einem "kalauernden Dauer-Refrain". Wieder einmal wäre ein wenig "weniger" ein wenig "mehr" gewesen, rät die Rezensentin.
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