Andreas Bähr

Athanasius Kircher

Ein Leben für die Entzifferung der Welt
Cover: Athanasius Kircher
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783803151964
Kartoniert, 192 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

1602 in Thüringen geboren, erlangte der Jesuitenpater Athanasius Kircher in ganz Europa einen legendären Ruf als wissenschaftliches Orakel. Nach Rom berufen, errichtete er nicht nur das erste öffentlich zugängliche Kuriositätenkabinett, sondern erfand unter anderem Abhöranlagen, Musik komponierende Maschinen und eine Sonnenblumenuhr. All die Wunder der Welt waren Kircher zu entziffernde Hinweise auf die Ordnung und die Güte Gottes. Doch während er mit seinen schier grenzenlosen Interessen vom Vulkanismus bis zur chinesischen Kultur lange als Virtuose barocker Gelehrsamkeit galt, geriet sein Wirken mit dem Aufkommen des modernen wissenschaftlichen Denkens noch zu seinen Lebzeiten in den Ruch der Scharlatanerie. Andreas Bähr erzählt die atemberaubende Biografie Kirchers, die Romanautoren wie Daniel Kehlmann und Umberto Eco inspirierte, auf kunstvolle Art - anhand von Begriffen wie "Waffen", "Schiffbruch", "Wunderkinder", "Rattenfänger" oder "Schokolade". So entsteht eine Form der barocken Enzyklopädie, die nicht nur ein neues Licht auf den Weltenleser wirft, sondern auch seine Lebenswelt auf beispiellose Weise anschaulich werden lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2023

Einen heute weithin vergessenen Universalgelehrten stellt Andreas Bähr in seinem Buch vor, führt Rezensent Achim Landwehr aus. Der seinerzeit enorm einflussreiche Athanasius Kircher suchte die Welt nach Zeichen des Wirken Gottes ab, erläutert Landwehr, allerdings nicht im Sinne empirischer Forschung, sondern vom eigenen Schreibtisch aus, in Gewissheit der religiösen Totalität. Bähr hat ein sehr schönes Buch über Kirchner geschrieben, findet der Rezensent, unter anderem weil er nicht versucht, das Werk des Gelehrten komplett zu würdigen, sondern von einzelnen Gegenstandsbereichen ausgeht, zum Beispiel Kirchners Beschäftigung mit Schokolade. Es dauert ein wenig, bis man sich ein Bild machen kann von Kirchner, konzediert Bähr, aber dranbleiben lohnt sich. Warum aber sollen wir uns heute noch mit diesem religiösen Zeichenleser beschäftigen? Bähr versucht weder, Kirchner zwanghaft in die Gegenwart zu holen, noch kapselt er ihn in der Vergangenheit ein, freut sich Landwehr. Vielmehr zeichne er das Bild eines Forschers, dessen Werk bereits auf die Neuzeit verweist ohne schon Teil von ihr zu sein; und das durchaus mit heutigen Gedanken über Ökologie kommuniziere.
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