Andrej Iwanow

Hanumans Reise nach Lolland

Roman
Cover: Hanumans Reise nach Lolland
Antje Kunstmann Verlag, München 2012
ISBN 9783888977770
Gebunden, 320 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Friederike Meltendorf. Ewgeni Sidorow, von allen Sid genannt, ist auf der Flucht vor Interpol. In schrecklich drückenden Schuhen ist er aus Estland bis in die dänische Provinz gewandert. Zusammen mit seinem Leidensgenossen Hanuman, einem Inder, der den Namen des vielgesichtigen Affengottes nicht umsonst trägt. Unterschlupf finden die beiden Illegalen im Flüchtlingslager Farsetrup - hier, zwischen unerträglich nach Gülle stinkenden Feldern und blendend strahlenden Vorgärten, vegetieren die Gestrandeten dieser Welt vor sich hin. Immer bedroht von der Abschiebung, warten sie apathisch auf Bescheide eines ominösen Direktoriums und erzählen sich das Asylantenmärchen vom Paradies: Amerika, und wenn schon nicht Amerika, dann doch wenigstens Lolland, wo einem Ecstasy in den Mund fällt und scharenweise bildhübsche Mädchen warten. Doch aus der Ödnis des Lagers scheint es kein Entkommen zu geben. Ständig abgebrannt und auf der Suche nach dem nächsten "business", um an ein wenig Geld zu kommen, lassen sich die beiden mit dem diabolischen Potapow und seinem Lakai Duratschkow ein - und das kann böse enden…

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.02.2013

Rezensent Ulrich M. Schmid muss leider gestehen, dass er nicht besonders zufrieden mit Andrei Iwanows neuem Roman "Hanumans Reise nach Lolland" ist. Dabei hatte sich der Kritiker auf den ersten Seiten dieses Schelmenromans über den multikulturellen Asyltourismus in Dänemark bestens amüsiert. Zunehmend beginnen Schmid aber Iwanows Helden, der Russe Jewgeni und der Inder Hanuman, die sich mit geschmuggelten Zigaretten, Marihuana und Speed über Wasser halten, die dänischen Asylbehörden mit dramatischen Geschichten versorgen und bei viel Sex und Alkohol von einem Leben auf der Ostseeinsel Lolland träumen, zu ermüden. Nach der Lektüre muss der Kritiker enttäuscht feststellen, dass der in der russischen Minderheit in Estland aufgewachsene Autor seine ziemlich sinnfreie Geschichte in allzu viel "Klamauk und pubertärem Humor" erschöpft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.10.2012

Mit einer ausdrücklichen Wertung hält sich Mathias Schnitzler in seiner Besprechung von Andrej Iwanows Roman "Hanumans Reise nach Lolland" zurück, aber der angeregte Ton, in dem er die Handlung dieses "modernen Schelmenromans" zusammenfasst, lässt auf ein beträchtliches Vergnügen an dem Buch schließen. Es gehe um zwei sich illegal in Dänemark aufhaltende Männer, erfahren wir, den Inder Hanuman, für den Dänemark eine Station auf dem Weg in sein ersehntes Ziel USA ist, und den Esten Sid, der im Exil die Verjährung eines Verbrechens abwartet, bevor er in seine Heimat zurückkehren kann. Die beiden verbindet eine tiefe Verachtung für die dänische Provinz, in der sie sich notgedrungen aufhalten, und ein Hang zum juristisch und moralisch Fragwürdigen: sie "schlagen sich mit viel Drogen durch, verkaufen verdorbene Lebensmittel und machen allerlei dubiose Geschäfte, die sie der Kapitalismus gelehrt hat". Ein Stoff, der geeignet wäre, schlimme Vorurteile zu bestätigen, aber diesen Gedanken wischt der Rezensent rasch vom Tisch: in rechten Kreisen würden "wohl kaum" estnische Romane gelesen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2012

Die Konstellation von Andrej Iwanows Roman "Hanumans Reise nach Lolland" findet Matthias Hannemann (nicht Hanuman) durchaus anregend: zwei Männer in einem Flüchtlingslager in der dänischen Provinz, deren Verachtung der dänischen Ordentlichkeit umso stärker zunimmt, je näher die Bedrohung der Abschiebung rückt. Der Rezensent bescheinigt dem estnischen Autor, das Geschehen "schnoddrig, wortgewandt und mit derbem Russenwitz" zu schildern. Nach der Hälfte scheint dem Buch jedoch ein wenig die Luft auszugehen, erschöpft sich die "Fabulierkunst der beiden enthemmten Protagonisten". Schade, meint Hannemann, der dem "rauschhaften" Roman bis dahin viel abgewinnen konnte. Friederike Meltendorfs Übersetzung findet keine Erwähnung, doch scheint sie den Russenwitz treffend übertragen zu haben.
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