Andrew Wilson

Schöner Schatten

Das Leben von Patricia Highsmith
Cover: Schöner Schatten
Berlin Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783827005175
Gebunden, 746 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Annette Grube und Susanne Röckel. Patricia Highsmith hinterließ nach ihrem Tod 1995 ein umfangreiches Privatarchiv mit Tagebüchern, Briefen und Notizen. Durch dessen Auswertung und in zahlreichen Gesprächen mit Freunden und Geliebten der Autorin gelang es Andrew Wilson, die Geheimnisse der Autorin, ihre Affinität zu ihren ambivalenten Figuren und die Wurzeln ihres kreativen Schaffens aufzuklären.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.04.2004

Auf düstere Weise faszinierend waren ihre Romane, auf düstere Weise faszinierend war auch die Frau selbst: Milo Rau entdeckt in Andrew Wilsons Biografie von Patricia Highsmith "eine vielstimmige, elisabethanisch anmutende Tragödie", sehr sorgfältig recherchiert. Wo andere Biografen das Leben ihrer Helden zum Anlass nähmen, Allgemeinplätze über die Zeitgeschichte auszubreiten, habe Wilson sich in die Archive begeben, sich in die Tagebücher der Autorin vertieft, mit Augenzeugen gesprochen. Die "Häufung der Details entwickelt einen eigenartigen Sog", bekennt Rau. So erschließe Wilson einen bislang unbekannten, in jedem Falle aber dunklen Kontinent, auch wenn er mit dem Bild von der "mürrischen Frau mit dem Hang zum Bösen" aufräume. Schon als Kind war die Highsmith an den finsteren, obsessiven Seiten der menschlichen Psyche interessiert, erfahren wir, und sie legte es offenbar darauf an, auch mit ihrem Leben zu beweisen, dass "die Befreiung durch Jazz, Drogen und Sex" nur der Köder war, "an dem das Unglück hängt". Ihre poetologische Maxime: "Die Verbesserung oder Verdichtung eines Plots besteht in der Anhäufung von Unglück für den Helden" machte sie sich auch für ihr privates Dasein zu eigen. Minutiös zeichnet ihr Biograf nach, so der faszinierte Rezensent, wie "das Leben der Autorin ins Verhängnis rutscht".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.12.2003

Marion Lühe fühlt sich bei der Bewertung der Biografie etwas hin- und her gerissen. Einerseits ist es durchaus interessant, was der Autor Andrew Wilson über die oft als Krimiautorin missverstandene Autorin zu erzählen weiß, anderseits ist sie bisweilen etwas genervt von seiner voyeuristischen Herangehensweise und seinen vulgärpsychologischen Deutungen: "Bei allem wissenschaftlichen Anspruch droht Wilsons teilweise spannende, gut lesbare Biografie bisweilen ins Kolportagehafte abzugleiten und die Distanz zu ihrem Gegenstand zu verlieren". Doch Highsmith hatte einfach eine interessante Persönlichkeit und eine ebensolche Lebensgeschichte - das macht diese Biografie lesenswert. Und trotz aller Zweifel der Rezensentin hat die Art, wie Wilson die Themen präsentiert, für sie durchaus einen Reiz: Es lasse sich gerade in der Mischung aus Innen- und Außensicht, literarischen Zitaten und Klatsch unbestritten auch ein gewisser Reiz erkennen. Und trotz seiner Freude an psychologischen Deutungen findet Lühe, dass Wilson mehr anzubieten hat als "die schlichte Formel 'Unglückliche Kindheit plus Verdrängung gleich Schriftsteller'".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.12.2003

"Vorbildlich" sei es dem jungen Journalisten Andrew Wilson, der hier sein erstes Buch vorlegt, gelungen, "bei aller Nähe einen kritischen (vielleicht sehr britischen)" Respekt vor dem Leben seines Subjekts Patricia Highsmith zu wahren, lobt Regula Venske. Die misanthrope, auch schrullige und manchmal boshafte Schriftstellerin mache es nämlich Leser und Biograf nicht leicht, ihre Paradoxien zu ertragen. Gut gefällt der Rezensentin, wie Wilson alle Beteiligten selbst zu Wort kommen lässt, in Form von Gesprächen, Briefen und Tagebuchnotizen. "Elegant und plausibel" verknüpfe er außerdem Highsmiths literarisches Werk mit dem Leben, "ohne es freilich darauf zu reduzieren". Durch die Lektüre ist der Rezensentin darüber hinaus erst klar geworden, wie europäisch die gebürtige Amerikanerin Highsmith schrieb.