Ann Petry

Country Place

Roman
Cover: Country Place
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2021
ISBN 9783312012237
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Pieke Biermann. Ein kleiner Ort in Connecticut: Johnnie kommt aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Die Kleinstadt ist nicht das Idyll, zu dem Johnnie sie in seiner Sehnsucht gemacht hat - ebenso wenig wie Glory die wunderbare Ehefrau ist, die Johnnie in ihr sehen wollte, wie er nach und nach erkennen muss. Johnnie empfindet sich nicht nur als Kriegsveteran, sondern auch als Veteran "des nicht enden wollenden Kampfes zwischen denen, die zu Hause blieben, und denen, die weggingen". Das Städtchen Lennox ist klatschsüchtig, böswillig und dünkelhaft. Es pflegt seine Verachtung für alles Fremde: das schwarze Dienstmädchen Neola, der portugiesische Gärtner, der jüdische Anwalt und die irischen Katholiken der Stadt gelten als "anders" und nicht dazugehörig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.09.2021

Rezensent Michael Schmitt ist dankbar, dass zunehmend die afroamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt wird. Ann Petrys Roman "Country Place" etwa, der ihm in den amerikanischen Nachkriegsjahren von einem heimkehrenden weißen Soldaten erzählt, dessen junge Frau ihn nicht mehr erträgt. Darüber hinaus beleuchtet Petry in ihrem Roman aber vor allem die Diskriminierung all jener, die nicht der weißen Mehrheit entsprechen - dunkelhäutige oder emigrierte Angestellte, informiert der Kritiker. Petrys etwas "melancholischer" Ton nimmt dem Roman nichts an Eindringlichkeit, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.07.2021

Rezensentin Sylvia Staude bewundert den scharfen Blick, den Ann Petry in ihrem 1947 erschienenen Roman auf ihr Figurenpersonal (das im Kontrast zu ihrem Vorgängerroman "The Street" und zur Irritation vieler Kritiker sehr weiß ausfalle, wie Staude erklärt) werfe: Aus der Erzählperspektive eines Kleinstadtapothekers geht es um den Kriegsheimkehrer Johnnie und seine Frau, die mittlerweile für einen Anderen schwärmt. Wie scharf Petry ihre Figuren zeichne, beinahe karikierend, dann aber doch überraschend verletzlich, findet die Rezensentin bemerkenswert. Immer wieder ziehe die Autorin neue Kaninchen aus dem Hut und lege sich das Genre zurecht, lobt Staude. Durchaus kein "heiteres" Buch, sondern ein "scharfkantiges Gesellschaftspanorama" mit Krimi-Anklängen, verfasst aus einer spannenden Erzählperspektive und von Pieke Biermann modern übersetzt, das die Kritikerin bestens zu unterhalten scheint.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 29.07.2021

Als die Autorin den Roman nach dem Krieg veröffentlichte, warf man ihr vor eine "raceless novel" geschrieben zu haben, erläutert die Rezensentin Dina Netz. Denn die Autorin war schwarz, und ihr nach dem Krieg in einer amerikanischen Kleinstadt spielender Roman hat fast nur weiße. Protagonisten. Ähnlich wie Schnitzlers "Reigen" wechselt dabei von Kapitel zu Kapitel die erzählende Person in einem zusammenhängenden Geschehen. Netz ist tief beeindruckt, wie Petry die stickige, bedrückende und auf einen Sturm hin laufende Stimmung in dieser Kleinstadt wiedergibt. Petry beobachtet den "Einsturz eines ohnehin instabilen Kartenhauses", so Netz. Rassismus wird hier laut Rezensentin indirekt beleuchtet. Denn der in dieser Kleinstadt zirkulierende Hass sei der einer Gesellschaft, die sich "ausschließlich durch Abgrenzung gegenüber anderen definiert". Netz lobt Pieke Biermanns elegante Übersetzung und verweist mit Interesse auf das Nachwort der Literaturwissenschaftlerin Farah Jasmine Griffin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.07.2021

Rezensentin Carola Ebeling mag Ann Petrys nun erstmals von Pieke Biermann ins Deutsche übersetzten Roman "Country Place", der ursprünglich 1947 in den USA erschien. Im Buch wirft der aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrte Soldat Johnnie einen "ernüchterten Blick" auf seine Heimatstadt Lennox, lässt uns die Rezensentin wissen. Die afro-amerikanische Autorin führe eine Vielzahl von eng miteinander verbundenen Figuren ein, die Ebeling zufolge leider etwas holzschnittartig wirken. Sie versteht allerdings die Funktion des Schematischen, denn Petry möchte damit die Diversität deutlich aufzeigen, was ihr laut Ebeling wirkungsvoll gelungen sei, auch wenn die durchschimmernde "Sexualmoral" der Autorin im Vergleich zu ihrem modernen Blick veraltet wirke. Die teilweise boulevardhaftige Handlung mit ihrer eindeutigen Erzählstruktur werde in ihrem Verlauf jedenfalls immer spannender, findet die zufriedene Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.06.2021

Rezensent Ulrich Rüdenauer wundert sich ein bisschen über das versöhnlich Ende von Ann Petrys Roman von 1947. Die sanften Umbrüche in einer latent von Rassismus und Antisemitismus geprägten Kleinstadt in Connecticut macht ihm die Autorin allerdings durchaus sichtbar, ebenso die aufkeimenden Hoffnungen ihrer Figuren auf ein besseres Leben. Rüdenauer überzeugen das kenntnisreich gezeichnete Kleinstadtmilieu und die detailreiche Figurenzeichnung. Momente der Melodramatik und der Kolportage stören seinen Lektüregenuss, aber in Maßen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.06.2021

Rezensentin Gabriele von Arnim hält Ann Petry in erster Linie für eine großartige Schriftstellerin. Erst an zweiter Stelle ist Petry für sie auch eine schwarze Autorin, die in diesem Roman den Rassismus in einer vorwiegend weißen Kleinstadt am Long Island Sound behandelt. Dass Petry selbst an genauso einem Ort aufgewachsen ist, erklärt für Arnim den Detailreichtum und die Verve der Erzählung. Ein bisschen einseitige Parteinahme verzeiht die Rezensentin der Autorin gern.
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