Anna Galkina

Das kalte Licht der fernen Sterne

Roman
Cover: Das kalte Licht der fernen Sterne
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783627002244
Gebunden, 224 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Die matronenhafte Bibliotheksdirektorin Tamara, die mit dem kränklichen Wiktor ihren zweiten Frühling erlebt. Sergej mit den Kunstledersandalen, dessen Scheune begehrter Treffpunkt der Jugendlichen ist. Die drei "Schlampen": Lena mit dem Oberlippenbart, Dina mit dem Vater im Knast und Oksana, Expertin für Schwangerschaftsabbrüche. Nastja beobachtet sie, seit sie ein kleines Mädchen ist. Zusammen mit ihrer Mutter und Großmutter lebt sie in einem Städtchen unweit von Moskau, das bessere Tage gesehen hat. Die Bewohner hausen zwischen Eimern und Einweckgläsern, zwischen Plumpsklo und Gemüsegarten, trinken bitteres Bier und selbstgebrannten Schnaps, beschimpfen und vergnügen, lieben und schlagen sich. Zunächst scheint Nastja als Erzählerin wie über dem Geschehen zu schweben, dann jedoch zieht es sie mitten hinein in das Pop-up-Panorama der russischen Provinz. Sie erlebt Geschichten voller Poesie und Gewalt, Tragik und Humor, Episoden mit ungewissem Ausgang. Bis Nastja sich in den jungen Soldaten Dima verliebt und es so aussieht, als würde ihr Leben eine unvorhergesehene Wendung nehmen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.08.2016

Tragisches und Komisches vermengen sich laut Nina Monecke in Anna Galkinas Debütroman über den Alltag in der Endphase der Sowjetunion. Die Erlebnisse und Erinnerungen von Galkinas Protagonistin, die 20-jährig in ihr Heimatstädtchen zurückkehrt, kredenzt ihr die Autorin in losen, nüchtern erzählten Episoden. Die Härte des Geschilderten überrascht die Rezensentin. Besoffene übergriffige Männer, prügelnde Kindergärtnerinnen, lüsterne Opas - und alles in abstoßenden Details, meint Monecke. Glücklicherweise kann sich die Heldin der Hoffnungslosigkeit entziehen und sich die Sehnsucht bewahren, erklärt sie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.06.2016

Drastischer als Albena Dimitrova in ihrem Roman "Wiedersehen in Paris" beschreibt Anna Galkina den Untergang der Sowjetunion, erklärt Cornelius Wüllenkemper in seiner Doppelbesprechung. Erschüttert liest der Rezensent von Obrigkeitshörigkeit, menschlicher Verrohung, Traumata und Trostlosigkeit und erlebt wie Frauen verzweifelt nach Männern suchen und Kinder seelisch und körperlich misshandelt werden. Auch wenn Galkina durchaus humorvolle Passagen einfügt, erscheint dem Kritiker ihr "ungefilterter" Bericht in seiner Brutalität doch ein wenig zu eindimensional und "inszeniert".
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.06.2016

Mit ihrem Debütroman braucht sich Anna Galkina hinter Sasa Stanisic oder Olga Grjasnowa nicht zu verstecken, versichert Paul Jandl. Auch in "Das kalte Licht der fernen Sterne" geht es um eine Kindheit in der Sowjetunion, das Erwachsenwerden im Westen und den Versuch, beides identitär miteinander zu vereinbaren, informiert der Kritiker. Tief beeindruckt vermerkt der Rezensent, wie die Autorin hier eigene Träume und Wünsche mit staatlicher Ernüchterung kollidieren lässt, schonungslos tragisch und zugleich komisch erzählt und der "surrealen Wirklichkeit" böse und märchenhafte Episoden ablauscht.
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