Anne Zielke

Arraia

Novelle
Cover: Arraia
Blumenbar Verlag, München 2004
ISBN 9783936738117
Gebunden, 119 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Eine Reise in den brasilianischen Urwald Anfang der siebziger Jahre. Hegenberg und Santin studieren Theologie und haben gerade ihr Priesterpraktikum in Cruzeiro do Sul angetreten. Nach einem unerwarteten Todesfall bietet sich die Gelegenheit, auf eine Flussfahrt zu gehen. Begeistert brechen sie auf. Doch auf engstem Raum wachsen die Spannungen zwischen den beiden Gefährten. Hegenberg glaubt an die Macht von Willen und Disziplin; Santin ist nachlässig und folgt seinen Launen. Bald sind sie einander überdrüssig - da geschieht ein Unfall. Auf einmal ist der eine auf den anderen angewiesen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.02.2005

Rezensentin Katrin Hillgruber ist nicht richtig überzeugt von dieser Novelle, auch wenn das Buch eines "der meistbeachteten Debüts dieser Saison" ist. Hillgruber stört sich daran, dass "die junge Autorin sehr viel will" und ihre Geschichte unter dieser Ambition leidet. Diese Last des Anspruchs äußert sich etwa ihrer Meinung nach in einem "allzu altmodisch bedeutungsheischenden Stil" und einer gewissen "Steifheit". Die Geschichte, die Hillgruber aller Kritik zum Trotz trotzdem als "schicken, kleinen Text" beschreibt, trägt ihrer Meinung eindeutig viel zu "schwer an seinem merkwürdigen Teutonentum". Daran und dass am Ende der Geschichte "eine moralinsaure Gottesprüfung" steht, die einem zusätzlich noch einmal den Spaß an diesem Buch verderben kann, ändert auch das tropische Setting der Geschichte nichts.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.12.2004

Kai Wiegandt hat sich von Anne Zielkes Debüt, der spannenden, ökonomischen und subtil erzählten Urwald-Novelle "Arraia" betören lassen. Darin brechen zwei junge Theologiestudenten in den 70er Jahren mit einem Priester, einem Leprakranken und einem Bootsmann zu einer Expedition in den unzugänglichen Westen Brasiliens auf. Schon früh kündigen sich "katastrophale Entwicklungen" an und tatsächlich "treibt der Ausnahmezustand die Protagonisten zu Handlungen, die sie wider Willen entlarven". Handlung und Motive erinnern den Rezensenten ein wenig an Joseph Conrads "Herz der Finsternis" und der anerkennende Tonfall von Kai Wiegandt lässt erahnen, dass Anne Zielkes Novelle dem großen Vorbild durchaus zur Ehre gereicht. Wie bei Conrad "versinnbildlicht der Urwald unbewusste Regungen erotischer und aggressiver Natur", meint Wiegandt, der sich an den schönen, altmodischen Sätzen berauscht hat. Angesichts dieses "schönen Buchs" und der Könnerschaft der Debütantin wartet der Kritiker schon "gespannt" auf deren Nachfolger.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.10.2004

Beifall für Anne Zielkes Novelle "Arraia". Vom dramatischen Gespür der Autorin ist Marion Lühe hingerissen, ihre Sprache gerate nur selten ins Manierierte, ansonsten findet die Rezensentin den erzählerischen Duktus makellos und klassisch straff, lobt auch den hochökonomischen Einsatz von Symbolen und Anspielungen; bei aller Verbundenheit mit den großen Vorbildern von Epigonentum keine Spur. Es geht um zwei junge Theologen, die in Brasilien entdecken müssen, dass das Leben Herausforderungen bereithält, denen mit einem naiven Sinn für exotische Romantik ebenso wenig beizukommen ist wie mit dem sturen Vertrauen auf Glaubenssätze. Während sie auf einem Kanu einen Fluss hinabtreiben - die Rezensentin spielt nun ihrerseits an, nämlich auf Conrads "Herz der Finsternis" -, bauen sich zwischen den jungen Männern allmählich Spannungen auf, dann reißt es die Handlung in einem Strudel der Ereignisse dahin.