Anselm Oelze

Pandora

Roman
Cover: Pandora
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783895611346
Gebunden, 464 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Vier Menschen stecken in der Krise: Der Schriftsteller David Rubens, weil er von Frau und Kind verlassen wurde. Der Lehrer Telmo Schmidt, weil er von seinen Schülern erpresst wird. Der Astronom Jurij Bogić, weil er mit der Vergangenheit seines Vaters kämpft. Und die Ethnologin Carline Macpherson, weil sie mit der Zukunft der Menschheit hadert. Sie alle sehen sich vor die Frage gestellt, wie es sein kann, dass man das Richtige weiß und trotzdem das Falsche tut. Bis sich abzeichnet, wie das Übel der Pandora in etwas Heilbringendes verwandelt werden kann - und es im südamerikanischen Regenwald zu einem unerwarteten Zusammentreffen kommt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.08.2023

Auf die falsche Fährte führt der Titel, meint Rezensent Hubert Winkels. Schließlich gehe es in Anselm Oelzes Roman keineswegs mythologisch, sondern ganz im Gegenteil alltags- und gegenwartsnah zu. Konkret dreht sich das Buch um sieben Menschen, die mit diversen lebensechten Problemen behaftet sind, und die es allesamt im Verlauf der Handlung von Mitteleuropa in den Süden, genauer gesagt nach Südamerika zieht. Dem studierten Philosophen Oelze gelingt es dabei, lobt Winkels, ethische Fragestellungen auf die Konkretion der Lebenspraxis herunter zu brechen, etwa wenn das professionelle Selbstverständnis einer Ethnologin thematisiert wird oder die Gewissenskonflikte eines serbischen Soldaten behandelt werden, der gleichzeitig Tiere liebt und Menschen tötet. Ganz zufrieden ist Winkels dennoch nicht: Oelzen bleibt letztlich, moniert er, durchweg einem im weiteren Sinne realistischen Stil verhaftet, die philosophischen Fragestellungen schlagen nicht auf die sprachliche Ebene durch.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.06.2023

Mit einem "Roman der Beziehungen" haben wir es laut Rezensentin Undine Fuchs bei der Lektüre von Anselm Oelzes neuem Roman zu tun. Hier verwickeln sich die vier Protagonisten in Widersprüche mit ihren Idealen an ein ethisches Verhalten in Bezug auf die Klimakrise und ihr wahres Verhalten im Alltag. Darin sieht die Rezensentin eine Stärke des Romans, da sich große Teile der Gesellschaft, laut Fuchs, aktuell in diesem Dilemma wiederfinden. Die Protagonisten reisen alle aus unterschiedlichen Gründen nach Südamerika, wo sie sich intensiv mit den indigenen Stämmen auseinandersetzen wollen, die sich letztendlich nur als Projektionsfläche für eine bessere Lebensweise herausstellen. Im Verlauf der Handlung kreuzen sich die Handlungsstränge der Protagonisten, was jedoch dazu führt, dass die Geschichte an Stringenz verliert, weil vieles einfach zu schnell erzählt wird, urteilt Fuchs. Somit steht der Anspruch, die Geschichten der Protagonisten zu erzählen, dem Aufzeigen von gesellschaftlichen Widersprüchen im Weg, fast Fuchs zusammen.