Anton Tschechow

Ein unnötiger Sieg

Frühe Novellen und Kleine Romane
Cover: Ein unnötiger Sieg
Diogenes Verlag, Zürich 2000
ISBN 9783257062588
Gebunden, 354 Seiten, 22,96 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Beate Rausch und Peter Urban. Der Band widerlegt die liebgewordene Legende, Cechov habe zuerst humoristische Kurzgeschichten geschrieben und sich erst allmählich an die große Form herangeschrieben - Cechovs früheste Erzählungen sind große Werke im doppelten Sinn des Wortes.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.05.2001

Ein großer literarischer Wurf ist die frühe Prosa, die Anton Tschechow als 22jähriger 1882 unter dem Pseudonym Antoscha Tschechonte in verschiedenen Moskauer Zeitschriften veröffentlicht hatte, nicht, meint Felix Philipp Ingold. Hauptsächlich handelten die gut ein Dutzend Texte von der Liebe, die es in der Sicht Tschechows auf Erden nicht zu geben scheint. Eher lächerlich und überspannt findet der Rezensent den Plot aller Geschichten, und auch deren schematisch gezeichnete und grell kolorierte Figuren erwecken sein Missfallen. Literarische Meriten seien das nicht, die "Prosabagatellen" des frühen Tschechow würde Ingold eher in die Rubrik unbedarfte "Unterhaltungsbelletristik" packen. Abgesehen von einer "geschickten Stimmenführung" der Figuren und einer umsichtigen und "soliden dramaturgischen Vernetzung des handelnden Personals" konnte der Rezensent den Erzählungen nichts abgewinnen. Tschechow selbst wohl auch nicht, mutmaßt Ingold, denn das Pseudonym nutzte er später nie wieder. Die Geschichten seien in keiner Werksammlung und auch nicht in die Gesamtausgabe von 1899 aufgenommen worden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.01.2001

Nicht alles, was in diesem Band mit frühen Tschechow-Texten versammelt ist, findet Rezensentin Elke Schmitter wirklich gelungen. Weil aber selbst die weniger geglückten Texte immerhin von "der frühen Virtuosität des Genies" zeugen, ist sie doch versöhnt. Schmitter sinnt über die karge, beinahe kantige Melodei, den schönen "Urban-Tschechow-Ton" der deutschen Übersetzung nach, von dem es ohnehin keinen Satz zuviel geben könne. Findet schließlich doch noch jede Menge reinen, besten Tschechow: "erster Aufguss, allererste Sahne", jubelt sie über Kürze, Eleganz und trockene Dialoge. Schließlich die überraschende Entdeckung, dass dieser Tschechow nicht bloß ein Klassiker ist, sondern auch väterlichen "Anteil" an jenen Formen der russischen Literatur habe, "die wir als Avantgarde kennen", zum Beispiel Daniil Charms und andere.