Attica Locke

Bluebird, Bluebird

Roman
Cover: Bluebird, Bluebird
Polar Verlag, Hamburg 2019
ISBN 9783945133712
Gebunden, 280 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Susanne Mende. Mit einem Abschluss in Princeton und zwei Jahren Jurastudium hätte Darren Mathews leicht einen Platz in der Elite der afroamerikanischen Anwälte einnehmen können. Stattdessen folgte er dem Beispiel seines Onkels, um Texas Ranger zu werden. Auf Drängen eines Freundes im FBI fährt er nach Lark. Was zunächst wie ein doppeltes Hassverbrechen in einer winzigen Stadt in Texas aussieht, entpuppt sich als ein komplizierter Fall. Eines der Opfer ist Michael Wright, ein schwarzer Anwalt aus Chicago. Das andere Opfer Missy Dale, eine unglücklich verheiratete weiße Kellnerin, die zusammen mit Wright eine Redneck-Bar in Lark spät in der Nacht verlassen hat. Beide misshandelten Leichen werden im nahegelegenen Attoyac Bayou gefunden.Mathews, der wegen eines ähnlich gelagerten Falls suspendiert wurde, vermutet eine Verbindung zur Aryan Brotherhood of Texas, einer gewalttätigen rassistischen Bande, die sich durch Drogenschmuggel bereichert. Er trifft auf einen ihm feindlich eingestellten Sheriff, den rassistischen Ehemann der Toten und die äußerst launische Witwe des toten Anwalts, die extra einfliegt, um herauszufinden, was ihrem Ehemann zugestoßen ist.

Im Perlentaucher: Die Regeln des Südens

Der Dringlichkeit des Themas kann man sich nicht entziehen, Locke erhielt für "Bluebird, Bluebird" im vorigen Jahr den Edgar Award. Doch nicht immer verwandelt sie ihr Thema in überzeugende Literatur. Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.04.2019

Wie man einen Krimi bespricht, ohne zu viel zu verraten, Stefan Fischer führt es uns vor: Der Rezensent arbeitet die Grundkonstellationen heraus, das Verbrechen und das Milieu, in dem es geschah - Morde an Weißen und Schwarzen in einem von Rassismus seit Generationen moralisch verwüsteten Ort im Osten von Texas. Nicht nur die Reihenfolge der Morde ist ungewöhnlich, sondern auch, dass der Polizist ein Schwarzer ist, erzählt er Es gibt viele Ebenen, so Fischer, auf denen starke Gefühle der Einwohner -"Stolz, Ehre, Angst, Rache und Begehren" - , die Handlung vorantreiben, dazu gehören Morde und "Gegenmorde", die feindselige Haltung zwischen Überlebenden und dem Hüter des Gesetzes ebenso wie die Tatsache, dass auch Schwarze untereinander nicht automatisch solidarisch sind. Fischer beendet seine Besprechung mit dem spannenden Hinweis, dass "rassistischer Hass" zwar Auslöser der Morde war, nicht aber das "zentrale Motiv".
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.03.2019

Rezensentin Kirsten Reimers empfiehlt Attica Lockes im von Rassismus und Vorurteilen geprägten Osten von Texas spielenden Roman schon wegen seiner Aktualität. Der bereits 2016 entstandene Text um einen schwarzen Polizisten, der zwei Morde aufzuklären hat, behandelt laut Reimers soziale Unterschiede, rassistisch motivierte Ungerechtigkeit und die vom amerikanischen Bürgerkrieg bis in die Gegenwart reichende Konfliktline zwischen dem Norden und dem Süden der USA und lässt sich als Bestandsaufnahme der USA unter Trump lesen. Der analytische von grundlegenden Fragen und großer Differenziertheit im Urteil begleitete Blick der Autorin auf den amerikanischen Süden sorgt nicht zuletzt für eine packende Lektüre, verspricht Reimers.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.03.2019

Katrin Doerksen liest mit viel Empathie Attica Lockes Roman, in dem Texas fast schon aussieht wie Louisiana, wo sich auch vierzig Jahre "nach dem Tod von Jim Crow" so gut wie nichts verändert hat, wie die Rezensentin schaudert. Schwer zu sagen, ob es in dieser Gegend für den schwarzen Texas Ranger Darren Matthews mit oder ohne Stern gefährlicher ist, meint Doerksen, sehr beeindruckt davon ist, wie Locke den Rassismus und den Alltag schwarzer Communities "durch teilnehmende Beobachtung erfahrbar" mache. Stimmungsvolle Melancholie, identitätspolitische Symbolik und eine nuancierte Geschichte machen ihr die Lektüre obendrein zu einem Gewinn.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.02.2019

Man möge sich von den Krimi-Konventionen nicht irreführen lassen, meint Sylvia Staude über Attica Lockes Roman "Bluebird, Bluebird": Zwar ist der Protagonist Darren Mathews ein Polizist, der trotz Suspendierung das Ermitteln nicht lassen kann und von der schönen Witwe eines Ermordeten in Versuchung geführt wird, aber im Verlauf der Geschichte befreit die Autorin die Figuren immer weiter von ihren anfänglichen Genreklischees, versichert die Rezensentin. Was dann zu Tage tritt, ist ein eindringliches Gesellschaftsbild der USA, wo die Hoffnung der Obama-Jahre durch einen nicht selten offen rassistischen Rollback unter Trump zunichte gemacht wurde, stellt Staude fest.