Axel Honneth

Das Andere der Gerechtigkeit

Aufsätze zur praktischen Philosophie
Cover: Das Andere der Gerechtigkeit
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518290910
Taschenbuch, 338 Seiten, 13,24 EUR

Klappentext

In diesen Aufsätzen wird versucht, die Grenzen einer prozeduralistisch orientierten Gerechtigkeitstheorie in verschiedenen Richtungen zu erkunden. Dabei tritt in den Blick, was als das "Andere" der Gerechtigkeit bezeichnet werden kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.08.2001

Im Doppelpack setzt sich Herlinde Pauer-Studer mit Neuerscheinungen zur praktischen Philosophie auseinander, die beide Teil eines von ihr diagnostizierten Trends sind: der Verschiebung des Standards von der "distributiver Gerechtigkeit" hin zur "Idee der Anerkennung".
1) Honneth "Das Andere der Gerechtigkeit"
Das Hauptanliegen von Axel Honneth in seinem Aufsatzband ist, so die Rezensentin, die erneute Hinwendung der praktischen Philosophie auf die "Bedingungen eines guten Lebens". Wichtig ist ihm die normative Auspolsterung und damit auch Überschreitung bloß "formaler Moralkriterien", die die von Kant herrührende Tradition bestimmen. Hinzukommen müssen für Honneth zum Beispiel Momente der "Fürsorglichkeit und Sympathie" ebenso wie, im Politischen, "Prozesse demokratischer Willensbildung". Die Rezensentin hat mit vielen von Honneths Vorschlägen ihre Probleme. Zum einen, kritisiert sie, zeichnet er ein Zerrbild seiner Gegenspieler Rawls und Dworkin. Darüber hinaus sieht sie ihn in Gefahr, in eine "romantisierende" Dichotomie von "Gerechtigkeit und affektiven Bindungen" zurückzufallen.
2) Fraser "Die halbierte Gerechtigkeit"
Das Ziel von Nancy Fraser Aufsatzsammlung ist, fasst Pauer-Studer zusammen, "die genaue Bestimmung der Idee der Anerkennung". Freilich hält Fraser den klaren Gegensatz von Anerkennung und Umverteilung für nicht länger haltbar. Das eine gehe in aller Regel mit dem anderen einher. Eingehend setzt sie sich mit der feministischen Theorie-Debatte auseinander, kritisiert daran aber eine Fixierung auf die Subjektkonstitution, die ihrer Meinung nach alles Politische in den Hintergrund drängt. Pauer-Studer ist mit Frasers Ausführungen alles andere als glücklich. Zwar, soviel räumt sie ein, sind diese "eloquent und kenntnisreich", aber an theoretischer Präzision fehlt es nach Ansicht der Rezensentin sowohl bei Frasers Liberalismuskritik wie ihrem Begriff der Privatheit.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.02.2001

Josef Früchtl fällt kein dezidiertes Urteil über dieses Buch, sondern nutzt die Gelegenheit, den Leser mit Honneths Standpunkt zur Postmoderne bekannt zu machen. So erläutert er, dass es sich hier um Aufsätze aus den neunziger Jahren handelt, in denen es hauptsächlich darum geht, "die Grenzen einer `prozeduralen` Konzeption von Gerechtigkeit (bezogen auf die Postmoderne) aufzuzeigen". In der Postmoderne herrscht die Vorstellung vor, so Früchtl, dass die Ethik nicht mehr bestimmte Ideale propagiert, sondern eine "auf Unparteilichkeit und Gleichheit dringende Prozedur" in den Mittelpunkt stellt. Honneths Überlegungen, dass diese Art der Ethik jedoch Beziehungen, die vorwiegend von Gefühlen bestimmt werden, nicht ausreichend berücksichtigt, gehören für den Rezensenten (dem Tenor nach zu schließen) offenbar zu den lesenswerten Passagen dieses Buchs.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.12.2000

Der Buchtitel ist ja recht kryptisch, meint der Rezensent mit dem Kürzel "lx", und es scheint fast, als gelte das auch für die hier versammelten Aufsätze zur praktischen Philosophie. So richtig "praktisch" jedenfalls kann "lx" das alles nicht finden. Zuerst müsse geklärt, referiert, analogisiert, schematisiert und noch eine seitenlange Gesamtschau der relevanten Aufsätze gegeben werden, bevor der Leser zum Beispiel erfahre, was Liebe und Moral miteinander zu tun hätten: "Ach, die deutsche Philosophie" - dabei könnte es so einfach sein, oder? fragt der Rezensent.
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