Aya Cissoko

Ma

Roman
Cover: Ma
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2017
ISBN 9783884235720
Gebunden, 180 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Beate Thill. Ma ist eine berührende Geschichte von Mutter und Tochter, die, hin und hergerissen zwischen Tradition und Modernität, zwischen Afrika und Europa, nach dem Eigenen suchen. Im Zentrum des Romans steht die Mutter, Massiré Dansira, die im Alter von 15 Jahren aus Mali nach Frankreich eingewandert ist und - nach dem Tod ihres Ehemanns - als Alleinerziehende mit den Widrigkeiten des Lebens und vor allem gegen die von Männern beherrschte Welt ihrer Stammesherkunft zu kämpfen hat. Sie bietet alles auf, was sie einmal in Mali gelernt hat, um aus ihren Kindern anständige und aufrechte Menschen zu machen: auf Bambara danbé: Würde, Charakterstärke, Respekt vor Traditionen, Kampfgeist. Der Roman schöpft viel an Ironie, Humor und auch Lebensweisheit daraus, dass die Tochter und Ich-Erzählerin im ständigen Kampf mit ihrer Mutter lebt. Sie wächst in Paris als modernes Mädchen auf und lebt im Widerspruch zwischen den traditionellen Werten und Anforderungen der familiären Herkunft und denen der französischen Gesellschaft. Als Jugendliche hält die Ich-Erzählerin die Maximen aus Afrika für völlig fehl am Platze. Aus ihr wird eine erfolgreiche Boxerin. Der Roman vermittelt uns einen Einblick in das Schicksal von Migrantinnen aus Afrika, die sich in Europa durchschlagen, mit welchen alltäglichen Vorurteilen und rassistischen Überheblichkeiten sie konfrontiert sind und wie sie sich gleichzeitig gegen die starren Traditionen der eigenen Herkunft zur Wehr setzen. Die jüngere Generation setzt sich offen mit ihnen auseinander, dadurch wird konkret, was Stereotype und Diskriminierung in Europa bedeuten. Ma ist die Geschichte einer mutigen Frau, die Liebeserklärung an eine Mutter, die in einer fremden Kultur ihr Leben meistern muss.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.02.2018

Als "Brocken dunkler Energie" erscheint Rezensentin Angela Schader Aya Cissokos "Ma", in der sie ihre im Jahre 1975 von Mali nach Frankreich zwangsverheiratete Mutter porträtiert. Mit dem Roman setzt sie ihr ein Denkmal, so die Rezensentin. Erzählt wird die Geschichte jener Ma, die mit dem von ihrer Verwandtschaft für sie ausgesuchten Mann vier Kinder bekommt, bis Ehemann und eine Tochter einem rechtsextremistisch motivierten Anschlag zum Opfer fallen und die Witwe sich dem Drängen ihres Clans widersetzt, nach Mali zurückzukehren. Wie Cissoko das spannungsreiche Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihr schildert, vor allem aber die von Willensstärke, Kraft und Opferbereitschaft geprägte Mutter porträtiert, hat Schader tief beeindruckt. Eine angenehm nüchterne, kritische und mitreißende Innensicht eines "migrantischen Mikrokosmos", lobt sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.02.2018

Rezensentin Marie-Sophie Adeoso kann angesichts der Aufrichtigkeit und der Authentizität dieses Romans leicht über die stilistischen Schwächen des Buches hinwegsehen. Mit "Ma", erklärt Adeoso, gedenkt die französische Autorin und ehemalige Amateur-Boxweltmeisterin mit malischen Wurzeln ihrer Mutter, deren Leben von harten Schicksalsschlägen geprägt war und die trotz allem an ihrer Würde festhielt, lesen wir. In reduziertem und sehr direktem, manchmal recht schroffem Ton erzählt Cissoko aus dem Leben der Mutter, aus ihrer eigenen Kindheit in der französischen Vorstadt und beschreibt dabei ihr sehr ambivalentes Verhältnis zu dieser Frau, für die sie jedoch immer, bei aller Kritik, Respekt empfunden hat. Zudem, und das ist eine der großen Leistungen dieses Buches, gewährt sie einen wertvollen Einblick in das "prekäre Leben am Rande der Gesellschaft", am Rande der Stadt, am Rande der Zumutbarkeit, so die berührte Rezensentin.