Bachtyar Ali

Perwanas Abend

Roman
Cover: Perwanas Abend
Unionsverlag, Zürich 2019
ISBN 9783293005532
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Kurdischen von Ute Cantera-Lang und Rawzeh Salim. Für Perwana und ihre Freundinnen hat das tägliche Leben unüberwindbare Grenzen. Die Väter, die Brüder, aber auch die tyrannischen Hüterinnen von Sitte und Glauben sitzen ihnen im Nacken. Hier ist kein Platz für ihre Talente und schon gar nicht für die Liebe. Eine nach der anderen verschwindet aus der Stadt - zusammen mit ihrem Geliebten. Wo ziehen sie hin? Als auch Perwana verschwindet, bricht für ihre Schwester Khandan eine Welt zusammen. Sie sucht Perwanas Spuren bei Freunden und Weggefährten. Sie erfährt vom verborgenen "Tal der Liebe" hoch in den Bergen, in dem die Paare ihre Hoffnungen erfüllen wollten. Was ist geschehen, dass jene, die überlebt haben, keine Worte finden?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.12.2019

Martin Ebel misst mit Bachtyar Alis endlich übersetztem Roman von 1998 den Gegensatz zwischen Freiheit und Despotie, zwischen Liebe und Islamismus aus. Wie der aus dem kurdischen Irak stammende Autor diese Gegensätze ins Grundsätzliche und Zeitlose bewegt, indem er einerseits differenzierte Figuren und reiche Symbolik schafft und andererseits einen utopischen Ort, an den die im Horror des religiösen Fundamentalismus verbotenerweise Liebenden fliehen können, scheint Ebel bemerkenswert. Was systematische Gewalt mit einer Gesellschaft macht, führt Ali laut Ebel in selten drastischer Weise vor.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.12.2019

Anja Ruf ist eine Bewunderin des kurdischen Schriftstellers Bachtyar Ali, der in diesem Roman bereits 1998 von der äußeren Gewalt erzählt, die innere hervorbringt. Die Rezensentin folgt dem Autor in die Stadt der Winde, in der Khandan aus ihrer Wut über den Tod ihrer Schwester Stürme entfachen kann. Bachtyar Ali gelingen Bilder von großer Eindringlichkeit, versichert Ruf, Zartes und Schönes könne er dabei ebenso kraftvoll imaginieren, wie einen entsetzlichen Blut-Karneval. Dass sich der Autor irrte, als er die Ausbreitung des religiösen Fundamentalismus auch in der kurdischen Gesellschaft erwartete, stellt die Rezensentin fest, allerdings mit Erleichterung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019

Rezensentin Lena Bopp entdeckt hinter all der Magie von Bachtyar Alis Erzählen eine ernste Absicht. Der im irakischen Original 1998 erschienene Roman führt die Leserin in eine von Krieg, religiösem Fanatismus und Patriarchat geprägte Zone, die Kurdenregion im irakischen Norden in den späten 80ern, vermutet Bopp, und erzählt die leidvolle Geschichte einer jungen Frau und ihrer Schwester. Von hier aus öffnet der Autor laut Rezensentin eine bildreiche Traumebene, die von den historischen Verhältnissen abstrahiert und Leichtigkeit und Trost vermittelt. Was Bopp an die mündlichen Erzähltraditionen des Orient und an den Magischen Realismus erinnert, verweist sie letztlich aber auf das Gift des Krieges, das den Menschen eine gemeinsame Sprache raubt. Das zauberhafte "Land der Liebe" im Buch bleibt Utopie, stellt Bopp fest.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.08.2019

Rezensentin Angela Schader liest den Roman des irakisch-kurdischen Schriftstellers Bachtyar Ali mit einigem Schrecken. Schwarz ist der Hintergrund, erklärt sie, auf dem der Autor seine Geschichte über religiösen Fanatismus in seiner Heimat abbildet. Was in Kurdistan geschieht, wenn eine Frau mit ihrem Liebhaber flieht, erzählt Ali aus Sicht der jüngeren Schwester, laut Schader ohne Kitsch und mit machtvollen Bildern.