Barbara Ehrenreich

Arbeit poor

Unterwegs in der Dienstleistungsgesellschaft
Cover: Arbeit poor
Antje Kunstmann Verlag, München 2001
ISBN 9783888972836
Gebunden, 280 Seiten, 18,92 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Horst Afheldt. Die Dienstleistungsgesellschaft ist unsere Zukunft, heißt es. Barbara Ehrenreich hat diese Welt des Jobwunders erkundet. Um herauszukriegen, wie man im sogenannten "Niedriglohnsektor" lebt, ließ sie sich als Zimmermädchen anstellen, arbeitete als Serviererin, als Altenpflegerin und als Verkäuferin ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.01.2002

Auch wenn sie die Welt der working poor in den USA nicht ändern werde - die Lektüre des hervorragend geschriebenen Berichts von Barbara Ehrenreich sei unbedingt zu empfehlen, meint die beeindruckte Rezensentin Angela Schrader. Dass sich eine Akademikerin, in deren Familie der amerikanische Traum noch ansatzweise verwirklicht werden konnte, im Selbstversuch dem Leben im Niedriglohn- und Dienstleistungssektor aussetzt und versucht, Wohnung, Essen, Leben über diverse Jobs und Doppelschichten in diesem Bereich zu finanzieren, findet Schrader schon beachtlich. Spannender ist für sie aber, dass die Autorin dabei beständig Selbstreflexion betreibt und neue Seiten an sich entdeckt: Insgesamt sei sie doch viel "gemeiner und hinterhältiger" als sie von sich selbst angenommen hatte... Dabei strotzt Ehrenreichs Bericht von teilweise ironisch vorgetragenen "harten Fakten" und kommt ganz ohne "moralinsaure Reflexion oder larmoyante Mitleidsbekundungen" für die neuen Arbeitskolleginnen aus, lobt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2001

Lutz Ellrich bespricht dieses Buch von Barbara Ehrenreich, das sich mit der "Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit" der Vollbeschäftigung in Amerika auseinandersetzt. In "flotter, oft witziger Prosa" schildere die Autorin die Erfahrungen, die sie gemacht habe, als sie sich zum Zwecke der Recherche im Niedriglohnsektor verdingte. Trotz des einzigen Vorwurfs, den Ellrich dem Buch macht, nämlich dass es teils "etwas narzisstisch geraten" sei, zeigt sich der Rezensent durchaus beeindruckt von der Art, in der die Autorin zu ihrem Fazit kommt: "Die freiheitlichste Nation der Erde ist eine tief gespaltene Gesellschaft".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2001

A la Wallraff hat die amerikanische Publizistin Barbara Ehrenreich die Subkultur der ungelernten Wander-Arbeiterinnen geteilt, wie sie im Container oder im Billig-Motel gelebt, sich als Kellnerin, Putzfrau und Fabrikarbeiterin verdingt und daraus laut Rezensentin Susanne Mayer eine "Reportage von großer Eindringlichkeit" geschrieben. Ehrenreich, eine der "legendären amerikanischen Linken", werfe mit ihrer Anklage gegen die Ausbeutung von Frauen, Alten und Immigranten einen "scharfen Blick auf ihr Gelobtes Land". Lange vor dem 11. September habe sie es "von innen gefährdet" gesehen durch die "Armut von Abermillionen Amerikanern". Für Mayer ist die Reportage dennoch zu ich-bezogen: Die Autorin verweise nur pflichtgemäß auf Themen wie Gewerkschaft etc., Interviews mit Kolleginnen im Leid fehlten völlig.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.09.2001

Der Armut Amerikas auf der Spur ist die Autorin nach Dirk Knipphals' Dafürhalten auf so altmodische wie ertragreiche journalistische Weise: Sie gibt den Wallraff und geht "Scheißespuren wegmachen". Doch ist das nicht alles, was dem Buch auch nach dem 11. September noch Gültigkeit verleiht, wie der Rezensent behauptet. Der Akribie in der Recherche, der Anschaulichkeit, Direktheit und Lesbarkeit, mit denen hier die sozialen und ökonomischen Basics der amerikanischen Gesellschaft verhandelt werden, gesellt sich eine kräftige Portion distanzierender Professionalität ("dies ist Journalismus, Baby"), die nur umso deutlicher den Riss markiert, der durch die US- Gesellschaft geht. Ein an Einsichten reiches Buch über das Armsein, findet Knipphals.