Beat Bächi

LSD auf dem Land

Produktion und kollektive Wirkung psychotroper Stoffe
Cover: LSD auf dem Land
Konstanz University Press, Göttingen 2020
ISBN 9783835391253
Gebunden, 346 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Forschungen mit psychedelischen Stoffen erleben derzeit eine Renaissance. Jahrzehntelang als Protestdroge der Beatniks und Hippies verpönt, werden LSD und Psilocybin erneut als Hoffnungsträger der Medizin gehandelt. Doch wie gelangte Mutterkorn als landwirtschaftlicher Ausgangsstoff von LSD überhaupt in die Laboratorien der Pharmaindustrie? Und wie wurde aus einem potenziellen Medikament der Psychiatrie eine Ikone der Gegenkultur?Das Buch von Beat Bächi stellt nicht abermals die hinlänglich bekannten Orte und Akteure - Harvard, San Francisco oder Timothy Leary - ins Scheinwerferlicht. Stattdessen nimmt es seinen Anfang beim Anbau des Mutterkorns im Emmental und im Luzerner Hinterland und setzt deutlich früher ein als die geläufigen Hippie-Erzählungen. Der Weg von den Schweizer Äckern über die Laboratorien des Chemie-Unternehmens Sandoz hin zur Psychiatrie und in die Gegenkultur ist weit und erklärungsbedürftig. Um als Hoffnungsträger einer antikapitalistischen Bewegung wirken zu können, musste der Stoff erst mit mexikanischen Zauberpilzen in Kontakt treten, die als "Fleisch der Götter" der Azteken gehandelt wurden. Bei der Verwandlung dieser Zauberpilze in die chemische Substanz Psilocybin spielten Staudammprojekte, indigene Gemeinschaften, Anthropologen, Missionarinnen, Flugzeuge, Lasttiere und Banker eine zentrale Rolle.Im Zentrum von LSD auf dem Land stehen die Verflechtungen zwischen der Praxis der Mutterkornkultur in der Schweiz mit der anthropologischen, missionarischen, linguistischen, biologischen und mykologischen Feldarbeit in der Sierra Mazateca. Erst die Fokussierung auf die Produktionsgeschichte und die Materialität dieser Stoffe macht deutlich, wie wandelbar Psychotropen waren und immer noch sind: als Heilmittel in der Psychiatrie, als indigene Medizin, als Hippie-Drogen oder auch als militärische Kampfstoffe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.01.2021

Rezensent Benedikt Sarreiter lässt sich von Beat Bächi die Geschichte der Droge LSD und von den Forschungsreisen des Mykologen Gordon Wasson zu den Götterfleisch-Pilzen Mexikos erzählen. Was geschieht, wenn magisches Wissen auf westliches Profitdenken trifft, wird dabei für den Rezensenten sichtbar. Das Buch scheint ihm gründlich recherchiert und dazu geeignet, die ein oder andere Wissenslücke zum Thema zu schließen, etwa, was die Voraussetzungen der Entdeckung von LSD als Bestandteil des Mutterkorns betrifft.
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