Mischa Meier (Hg.)

Pest

Die Geschichte eines Menschheitstraumas
Cover: Pest
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2005
ISBN 9783608943597
Gebunden, 478 Seiten, 29,50 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen und Farbtafeln. In diesem Band beschäftigen sich Historiker, Mediziner und Kulturwissenschaftler mit dem Thema "Pest" in verschiedensten Facetten. Das Spektrum der Beiträge erstreckt sich zeitlich von den altorientalischen Reichen bis in die jüngste Vergangenheit; es umfaßt nicht nur das Römische Reich und das christliche Europa, sondern richtet den Blick auch auf Byzanz, den islamischen Raum und die Kolonien der europäischen Mächte im 19. Jahrhundert. Schwerpunkte des Bandes bilden die drei großen Pestpandemien der Geschichte, d. h. die seit dem 6. Jahrhundert grassierende "Justinianische Pest", der 1348 in Europa ausgebrochene "Schwarze Tod" und seine Folgen sowie die Seuchenzüge des 19. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.02.2006

So klassisch universal wie der Anspruch, so klassisch "lehrreich und spannend" sei das Buch geraten, schwärmt Rezensentin Angela Gutzeit. Vom Rattenfloh im Altertum reiche die Darstellung "systematisch" bis in die Neuzeit, wobei die kulturgeschichtlichen Horizonte der jeweiligen Zeiten und Orte berücksichtigt werden. Dies sei auch die Schnittstelle zum eigentlich interessanten Teil der Seuchengeschichte, der "Deutungsgeschichte". So sei Thukydides' Annahme einer erklärbaren Ansteckungskrankheit von den monotheistischen Religionen verständlicherweise ignoriert worden, um dem Teufel oder wie bei der angeblichen Brunnenvergiftung den Juden die Schuld in die Schuhe zu schieben. Der Tod war gleichwohl stärker, referiert die Rezensentin, und habe die gesellschaftlichen Ordnungen in Frage gestellt. Im christlichen, aber nicht im islamischen Kulturraum, habe dies "Modernisierungsschübe" und sogar Staatenbildungen begünstigt. "Ungemein anregend" sei das ganze Buch, findet die Rezensentin, bis auf den ergänzenden Aufsatz zur Pest in der Literatur. Weder sei dieser in den Gesamtzusammenhang eingebettet, noch leiste er "erhellende" Einzelinterpretationen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.01.2006

Ausgesprochen interssant findet Christioan Jostmann diesen von Mischa Meier herausgegeben Band, in dem sich verschiedene Autoren mit der Pest als Menschheitstrauma beschäftigen. 1347 war sie nach Europa gekommen und hatte ein Drittel der Bevölkerung dahingerafft, was sich tief ins kollektive Bewusstsein geprägt habe, umreißt der Rezensent etwa die Darstellung Neithard Bulsts. Interessant findet er auch die Beiträge, die der Frage nachgehen, inwieweit die Pest und andere Seuchen zur Entstehung der modernen Staaten beigetragen haben, denn nur die Obrigkeit war in der Lage, Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung zu ergreifen und durchzusetzen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.12.2005

Robert Jütte lobt den von Mischa Meier herausgegebenen Band, der sich mit der Geschichte der Pest befasst, als "rühmliche Ausnahme" von Neuerscheinungen zum Thema, die sich nicht immer auf der Höhe der Forschung bewegen, wie er beklagt. Als "besonderen Vorzug" sieht er an diesem Buch, dass es sich auch mit den weniger bekannten Epidemien der Antike und des frühen Mittelalters beschäftigt und er hebt lobend die vielen "namhaften Experten" hervor, die sich daran beteiligt haben. Besonders gefällt dem Rezensenten, dass sich die Autoren gar nicht erst auf das Glatteis "diagnostischer Deutungsversuche" wagen, sondern sich lieber mit auch für die Gegenwart noch aktuellen Fragen beschäftigen, wie der nach den "demografischen, sozialen und mentalen Folgen" der Seuchen, die man unter dem Oberbegriff "Pest" beschrieben hat.