Bernd Wulffen

Eiszeit in den Tropen

Botschafter bei Fidel Castro
Cover: Eiszeit in den Tropen
Ch. Links Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783861534068
Gebunden, 320 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Kein Staatschef auf der Welt amtiert so lange wie Fidel Castro. Seit über 47 Jahren ist er an der Macht, am 13. August 2006 wird er 80 Jahre. Der alte Mann will das Staatsruder nicht aus der Hand geben. Starrköpfig steuert er sein Land auf dem vorgegebenen Kurs des Sozialismus. Eine Liberalisierung lehnt er ab, private Initiativen sind unerwünscht. Andersdenkende werden verfolgt, Flüchtende riskieren ihr Leben. Wie können demokratische Staaten angemessen hierauf reagieren? Während die USA Castro bekämpfen und seit Jahrzehnten das Land mit Sanktionen überziehen, setzten europäische Staaten auf Kooperation und kritischen Dialog. Doch 2003 kam es zum politischen Eklat, als Castro im Schatten des Irak-Krieges Schauprozesse gegen 75 Oppositionelle, darunter Journalisten und Schriftsteller, veranstalten und sie zu hohen Gefängnisstrafen verurteilen ließ. Drei junge Kubaner, die mit einer entführten Fähre in die USA flüchten wollten, ließ er hinrichten. Europäer, die ihn deswegen kritisierten, beschimpfte er als Faschisten.
Bernd Wulffen war von 2001 bis 2005 deutscher Botschafter in Havanna und hat Castro, dessen Familie und das Leben der Kubaner aus unmittelbarer Nähe beobachten können. Er traf zugleich mit dem kolumbianischen Literaturnobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez und dem argentinischen Fußballstar Diego Maradona zusammen. Wulffen schildert die dramatischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre, als er diplomatisch "eingefroren" wurde. Abschließend analysiert er alternative Modelle für die Zeit nach Castro.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.12.2006

Walter Haubrich ist nicht ganz zufrieden mit diesem Buch des ehemaligen deutschen Botschafters in Kuba. Zwar bescheinigt Haubrich Bernd Wulffen Eindringlichkeit bei der Schilderung kubanischer Schauprozesse und eine "sachliche" Bewertung potenzieller Castro-Nachfolger, den versammelten persönlichen Erfahrungen Wulffens fehlt nach seinem Dafürhalten allerdings, was ein guter Journalist einem solchen Text mitgegeben hätte: Genauigkeit und umfassende Informiertheit. Die fehlerhaften Fakten und Einschätzungen, auf die Haubrich bei der Lektüre stößt, hätten sich so womöglich vermeiden lassen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.09.2006

Rezensentin Geri Krebs ist etwas enttäuscht von dem Buch des ehemaligen deutschen Botschafters auf Kuba. Zwar biete es einen westeuropäischen Blick hinter die diplomatischen Kulissen Lateinamerikas, und nebenbei einige interessante Begegnungen. Auch die behandelte Zeitspanne 2001-2005 bietet aus Sicht der Rezensentin durchaus spannendes Material. Doch Bernd Wulffen bemüht sich offensichtlich zu sehr um diplomatische Ausgewogenheit. So bleibt die Beschreibung einer Epoche, die mit Hoffnung auf Öffnung beginnt und mit der "Einfrierung" der westlichen Diplomaten auf Kuba per ordre de Castro endet, dem Eindruck der Rezensentin zufolge eher blass. Auch bedauert sie, dass interessante Persönlichkeiten wie verschiedene Dissidenten nicht differenzierter behandelt werden. Schließlich hat sie auch noch einige sachliche Fehler zu bemängeln.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.08.2006

Angetan berichtet Rezensent Sebastian Schoepp über die Kuba-Eindrücke Bernd Wulffens, der von 2001 bis 2005 als deutscher Botschafter auf Castros Insel amtierte. Dessen Berichte über den Diplomatenalltag auf Kuba findet er ziemlich "spannend", schon wegen Wulffens Nähe zum Geschehen - inklusive persönlicher Begegnungen mit Castro. Schoepp hebt hervor, dass Wulffens anfängliche Bewunderung für den Revolutionär bald einer Ernüchterung wich, als die Botschaften der EU-Staaten "eingefroren" wurden, weil sie sich für Dissidenten einsetzen. Alles in allem bescheinigt er dem Autor einen aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen. Deutlich werde etwa, dass Beziehungen zwischen Kuba und den USA wesentlich weiter gediehen sind, "als es die aggressive Front-Rhetorik auf beiden Seiten vermuten ließe".
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