Bernhard Bueb

Lob der Disziplin

Eine Streitschrift
Cover: Lob der Disziplin
List Verlag, München 2006
ISBN 9783471795422
Gebunden, 174 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Es gibt keinen Konsens mehr darüber, wie man Kinder und Jugendliche erzieht, mit der fatalen Folge, dass viele Eltern verunsichert sind. Sie haben Skrupel, klare Regeln vorzugeben und Grenzen zu ziehen, und leiden gleichzeitig darunter, dass ihnen die Kinder auf der Nase herumtanzen. Bernhard Bueb, langjähriger Schulleiter der Internatsschule Salem und Vater von zwei Töchtern, schreibt der Disziplin eine zentrale Rolle bei der Kindererziehung zu: Sie ist in seinen Augen die Voraussetzung für Glück und Freiheit. Nur wer früh gelernt hat, Verzicht zu üben, Autoritäten anzuerkennen und Verantwortung zu übernehmen, kann später sein Leben selbstbestimmend in die Hand nehmen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.11.2006

Mit Skepsis hat Joachim Güntner die pädagogische Streitschrift von Bernhard Bueb, dem langjährigen Leiter des Internats Salem, gelesen. Er will bei Bueb, der sich vom ursprünglich linksliberalen Reformpädagogen zum Missionar einer neuen Autorität entwickelt hat, den Eifer des Konvertiten bemerken. Doch obwohl der Autor "verpönte Forderungen" erhebe und sich eines "vergifteten Vokabulars" bediene, nimmt Güntner ihn vor allzu reflexhaften Verdächtigungen in Schutz. Wenn Bueb fordert, dass Disziplin in der Erziehung auf der Basis von Liebe zu stehen habe, vermisst Güntner zwar eine konkretere Ausbuchstabierung dieses "pädagogischen Eros", sieht Bueb allerdings durch solche Aussagen vor dem Vorwurf der "Kasernenhofpädagogik" geschützt. Er bemängelt jedoch, dass Bueb die erwarteten pädagogischen Erfolge lediglich anekdotisch belegen kann und gelegentlich im Widerspruch zu entwicklungspsychologischen Erkenntnissen steht. Auch wie die geforderte Disziplin letztlich zu mehr Freiheit und Autonomie der Jugendlichen führen solle, ist dem Rezensenten nicht klar geworden, wie er mit nachsichtiger Strenge vermerkt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2006

Mit Unbehagen reagiert Rezensent Klaus Birnstiel auf das pädagogische "Pamphlet" des früheren Direktors von Salem, Bernhard Bueb. Stieß die von Altbundeskanzler Kohl in den frühen Neunzigern geforderte "geistig-moralische Wende" noch auf taube Ohren innerhalb des aufgeklärten liberalen Bürgertums, scheint der "konservative Backlash" inzwischen in Sachen Emanzipation und Bildung einen Nerv zu treffen, wie Birnstiel feststellt. Buebs modernisierter "autoritärer Paternalismus" hätte vor zwanzig Jahren noch sehr viel Aufsehen erregt, meint der Rezensent. Denn Buebs Argumentation und Ruf nach Disziplin basierten auf einer Auffassung, die den Nationalsozialismus zum "Betriebsunfall" degradiere. Somit sei dann auch die darauf folgende Öffnung der Gesellschaft fraglich und damit diskutabel.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2006

Nicht immer einverstanden ist Rezensent Jürgen Kaube mit Bernhard Buebs "Lob der Disziplin". Zwar teilt er prinzipiell die Einsicht in die pädagogischen Notwendigkeit von Disziplin und Konsequenz in der Erziehung, welcher der Autor wieder Geltung verschaffen will. Aber dessen Lob der Härte geht ihm bisweilen schlicht zu weit. Auch die zeitdiagnostischen, vor allem gegen die Erziehungsideale der 68er Generation gerichteten Einlassungen Buebs haben ihn oft nicht überzeugt. Generell hält er dem Autor vor, die Unterschiede der Sozialsysteme Familie, Schule und Kaserne nicht hinreichend zu berücksichtigen. Auch manche Unklarheit und Widersprüchlichkeit ist dem Rezensenten nicht entgangen. Dennoch findet er das Buch insgesamt lesenswert, allerdings nicht wegen der pädagogischen Grundsätze Buebs, sondern wegen der Erfahrungsberichte des langjährigen Internatsleiters.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2006

Einen ambivalenten Eindruck hat Bernhard Buebs "Lob der Disziplin" bei Rezensent Reinhard Kahl gemacht. Mit Beifall quittiert er die Analyse des Autors, die Erziehung in Deutschland liege am Boden, weil die Erwachsenen nicht mehr an sich selbst glaubten. Hier bescheinigt er dem Autor, den Erwachsenen "Mut zur Erziehung" zu machen, was er für überaus wichtig hält. Allerdings sinkt seine Zustimmung, je weiter sich Bueb von der Selbstreflexion der Erwachsenen entfernt, um stattdessen Gehorsam und Disziplin zu predigen. Fragwürdig findet er vor allem, dass Bueb unbedingt auf Autorität setzt. Diese nämlich ist nach Ansicht Kahl weder in der Person des Erwachsenen noch in irgendeiner Tradition fundiert.

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