Bettina Galvagni

Persona

Roman
Cover: Persona
Luchterhand Literaturverlag, München 2002
ISBN 9783630871295
Gebunden, 189 Seiten, 18,50 EUR

Klappentext

Lori wird immer wieder aus ihrem Alltag herausgetragen. In poetisch zarten, überraschenden Bildern kommt der Leser einer jungen Frau nahe, die nach einem Glück sucht, das zu finden ihr das Leben schon lange abgewöhnt haben musste.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.01.2003

Eva-Elisabeth Fischer ist weit davon entfernt, dem vor fünf Jahren bei ihrem Erstlingswerk hochgelobten Wunderkind Bettina Galvagni ein Lob auszustellen, das den damaligen Enthusiasmus rechtfertigen würde. Es fängt an bei der Hauptfigur, einer psychisch labilen Jugendlichen, die zwei Frauen in ihrem Umfeld über jedes Maß hinaus verehrt. Sie sei maskenhaft dargestellt, nichts an ihrer Konzeption verstehe den Leser zu fesseln oder auch nur zu interessieren. Das Schlimmste jedoch sei die Sprache, die der Rezensentin fast unerträglich zu sein scheint, wie man einer Beschreibung dessen, was Galvagni von sich gibt, entnehmen kann: "preziöses Wortgeklingel ornamentaler Beschreibungen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.10.2002

Das "Wunderkind der österreichischen Literatur", die 26-jährige Südtiroler Medizinstudentin und Autorin Bettina Galvagni, die sich vor fünf Jahren mit ihrer Autobiografie "Melancholia" ein "fulminantes Entreebillet" in den Literaturbetrieb erschrieb, hat ein zweites Werk veröffentlicht, berichtet Carsten Hueck. Er weiß nicht so recht, ob "Persona" tatsächlich ein Roman ist, hält aber auch diesen "irrlichternden" und "funkelnden" Text für einen großen Wurf, für eine "farb- und stimmungsintensive Komposition", für ein "Traumprotokoll" und eine "Sammlung ineinander verwobener Prosagedichte". Im Zentrum dieser Schrift steht, so der Rezensent, die junge Frau Lori, die ihrer Analytikerin Eliza über die dramatischen Ereignisse in ihrem Leben berichte. Hier und da erinnert Hueck der Stil an Marguerite Duras, denn wie diese sei auch Galvagni vor allem damit beschäftigt, mehr zu beschreiben, denn zu erzählen. Um diesen Beschreibungen folgen zu können, muss der Leser viel Geduld und "Assoziationsbereitschaft" aufbringen, rät der Rezensent, aber, lässt sich seiner lobenden Besprechung entnehmen, dieser Aufwand lohnt sich.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2002

Ein paar vereinzelte Hightlights, ein paar "sprachliche Sahneschnittchen" kann der Rezensent Sebastian Domsch in diesem zweiten Buch der seiner Meinung nach gehypeten Autorin Bettina Galvagni entdecken. Im großen und ganzen aber empfindet er die Lektüre dieses Buchs, das von einem "unbedingten Willen zur perspektivischen Egozentrik" dominiert wird, als eher enervierend. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich gibt es da seiner Meinung nach einiges auszusetzen. Sprachlich finden sich "hölzerne Dialoge" und reichlich "Stilblüten", auch wenn er den Metaphernsalat der Autorin nicht mehr so extrem wie in ihrem Debüt findet. Inhaltlich findet er ihre Charaktere höchst unstimmig: Die Romanfiguren "handeln oft unmotiviert bis hermetisch." Außerdem stört sich Domsch an der kaum vorhandenen Thematisierung von Sex. Die lässt seiner Meinung nach "Zweifel an der therapeutischen Schonungslosigkeit aufkommen, durch die sich Galvagnis Psychoanalyseprosa auszeichnen möchte".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2002

Dass die Autorin Bettina Galvani jung ist, ist unbestreitbar. Aber dass sie das "Wunderkind der österreichischen Literatur" sein soll, das bestreitet Rezensent Franz Haas sehr wohl. Denn auch in ihrem zweiten Buch sei die "Pose der anämischen Künstlichkeit" nicht ganz verschwunden. Galvani, so der Rezensent, schildert das Leben einer jungen Wiener Studentin zwischen Universität und Psychiatrie. Etwas ungnädig stellt der Rezensent fest, dass der Schauplatz des Geschehens die berühmte Wiener Anstalt Steinhof ist, "ein von der Literatur ziemlich abgenutzter Ort". Stoff für einen "ambitiösen psychologischen Roman" biete das allemal, doch sei Galvanis "blasse Mädchenschrift" dieser Aufgabe "nicht immer gewachsen". Sie komme nur manchmal an den "gängigen Klischees" vorbei und biete insgesamt nur eine etwas älter gewordene Version des Mädchens aus ihrem ersten Roman, allerdings noch keine "erwachsene". 'Mädchen' ist überhaupt das dominierende Wort dieses Romans, was für Bucheli davon zeugt, dass sich die Autorin zu sehr "auf die Faszination frühreif maroder Weiblichkeit" verlässt. Nur in einigen Passagen gelingt es Galvani, von "erlauchten Gesten" und "geschwollenen Ausdrücken" abzusehen und in einer "kargen und genauen" Sprache "eindringliche" Bilder zu schaffen, so der Rezensent. Was ihn aber befremdet, ist die offensichtliche Weigerung erwachsen zu werden: das gilt sowohl für die Autorin als auch für ihr Schreiben.