Bettina Stangneth

Lügen lesen

Cover: Lügen lesen
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017
ISBN 9783498061739
Gebunden, 208 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Die Rückseite der Lüge. Alle Menschen lügen, behaupten die Menschen. Aber auch diejenigen, die das Lob der Lüge singen, wollen nicht bei einer erwischt und noch weniger wollen sie belogen werden. Sogar wenn man im Lügen das Leben selbst oder doch eine notwendige Kulturtechnik sehen will - wir gewöhnen uns einfach nicht an sie. Wenn Menschen sich nicht an etwas gewöhnen können, das sie doch selber gelegentlich tun, dann nennt man das ein moralisches Problem. Wer über Moral spricht, meint damit gern die anderen. Darum ist es auch kein Zufall, dass uns der Lügner von Anbeginn fasziniert. Die Hochstapler, Schwindler und Populisten, sie scheinen uns wie Zauberer zu manipulieren und planmäßig in die Irre zu führen. Die Lüge ist nur eines ihrer Werkzeuge. Als wäre sie nur dann eine Waffe, wenn sie in die falschen Hände gerät. Aber ist das wirklich alles? Und dürfen wir die philosophische Frage nach der Lüge tatsächlich auf Moral und Politik beschränken?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2017

In Zeiten von fake news behandelt Bettina Stangneth das Thema Lügen angenehm "altmodisch", lobt Rezensent Dieter Thomä. Themen wie "alternative Fakten" oder "Filterblase" streift die Autorin zwar, erklärt der Kritiker. Vor allem aber liest er hier ein ebenso aktuelles wie hellsichtiges und sprachlich elegantes Werk über die Philosophie der Lüge, reich gefüllt mit Beispielen und "beruhigenden Botschaften": So erörtert die Autorin etwa, dass der Lügner die Wahrheit immer schon kennt, die Lüge somit auf die Rolle des "Parasiten" beschränkt bleibt. Auch Stangneths Forderung nach einem nicht abreißenden Dialog liest Thomä mit Gewinn, wenngleich ihm Gewährsmänner wie Karl Jaspers oder Hannah Arendt wenig "originell" erscheinen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.09.2017

Rezensent Oliver Pfohlmann ist angetan von dem Essay der Historikerin Bettina Stangneth. Brillant geschrieben und von aphoristischer Dichte scheint ihm, was Stangneth hier als "facettenreiches" Denkabenteuer mit "originellen" Fallbeispielen präsentiert. Auch wenn die Autorin die Lüge nicht erkennen kann, weiß sie Pfohlmann mit Karl Jaspers doch glaubhaft zu vermitteln, dass Lügen in einer Diktatur Lebensbedingung sein kann.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.09.2017

Verena Krippner lernt von der Philosophin und Historikerin Bettina Stangneth nicht gerade das Lügen, aber doch vieles über die Lüge aus erkenntnistheoretischer und moralphilosophischer Sicht und als menschliches Phänomen. Bezüge zu Goethe und Eichmann erkennt die Rezensentin, ohne dass sie mit moralischen Plädoyers strapaziert wird. Gut gefallen haben ihr die szenischen Beschreibungen und historischen Anekdoten, mit denen Stangneth ihre Gedanken auflockert und illustriert. Unterhaltsam und zum Denken anregend, findet sie.