Bret Easton Ellis

The Shards

Roman
Cover: The Shards
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2023
ISBN 9783462004823
Gebunden, 736 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Stephan Kleiner. Der siebzehnjährige Bret ist in der Oberstufe der exklusiven Buckley Prep School, als ein neuer Schüler auftaucht. Robert Mallory ist intelligent, gutaussehend und charismatisch und zieht Bret magisch an. Bret ist sich sicher, dass Robert ein düsteres Geheimnis hat, und kann dennoch nicht verhindern, dass Robert Teil seiner Freundesgruppe wird. Als der Trawler, ein Serienmörder, der Jugendliche auf bestialische Weise umbringt, immer näher an ihn und seine Clique heranrückt, gerät Bret zunehmend in eine Spirale aus Paranoia und Isolation. Doch wie zuverlässig ist Bret als Erzähler?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 17.01.2023

Rezensent Joachim Scholl lässt sich von Bret Easton Ellis keinen Bären aufbinden. Dessen ellenlanges, "larmoyantes" Vorwort zum neuen Roman durchschaut er flugs als "Mumpitz" des von "Slasher"-Fatasien geplagten Autors. Sei's drum. An der verkoksten und verkorksten Szenerie der Luxuskids im Los Angeles der frühen achtziger Jahre, die der Autor hier entwirft und die ein Serienmörder mit seinem Blutrausch aufstört, findet Scholl allemal Gefallen. Wie Ellis ein ums andere Mal in seinen Texten glitzernde Fassaden zum Einsturz bringt, scheint Scholl enorm unterhaltsam.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.01.2023

Die Nostalgie im neuen Roman von Bret Easton Ellis ist für Samuel Hamen durchaus anziehend. Denn auch der Rezensent schaut zurück: Auf die vergangenen sieben Jahre, in denen der amerikanische Kultautor immer mal wieder einen Highschool-Serienmörder ins Spiel brachte. Nun liegt die Geschichte von Robert Mallory vor, an die sich vierzig Jahre später ein Mann namens Bret Easton erinnert. Wieder liegen Paradies und Hölle nahe beieinander, schreibt Hamen, und findet, dass die Fans von Bret Easton Ellis am meisten von der Lektüre profitieren. Denn die Geschichte habe einen so starken autofiktionalen Schwerpunkt, dass sie die vorangegangenen Romane in einem ganz neuen Licht zeige. Der Clash zwischen der Form des Podcasts, den bekannten Ingredienzien der Geschichten von Bret Easton Ellis und dessen Spiel mit der Wahrheit, macht für den Rezensenten die eigentliche Spannung aus. Im Neuen das Alte zu entdecken, ist für Hamen das Lohnenswerteste bei der Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.01.2023

Rezensent Jan Wiele ist froh, dass Bret Easton Ellis nicht einfach auf den Zug der "Based on a true story"-Vermarktung aufgesprungen ist. Denn auch wenn der Erzähler seines neuen Romans Bret heißt und im Vorwort angibt, beim Folgenden handle es sich um Erinnerungen an ein düsteres Kapitel seiner Jugend, sei es so einfach dann doch nicht, meint Wiele. So findet er im Text immer wieder Hinweise, die in an der Echtheit dessen zweifeln lassen, wovon hier erzählt wird: von einer verwöhnten Jugend im L.A.-Luxus der achtziger Jahre, von verdrogten Parties und sexuellen Eskapaden, aber auch von einem Serienmörder, mit dem der 17-jährige Erzähler auf einmal in Kontakt gerät. Neben den Beschreibungen des Luxuslebens, das den Kritker an Fitzgeralds "The Great Gatsby" erinnert, dem spannenden Kriminalplot um die lebhaft beschriebenen (Selbst-)Morde und Zügen des Horrors findet der Kritiker auch eine ordentliche Portion Melancholie; nicht zuletzt in den Einflechtungen zahlreicher Pop-Songs, Filmen und Büchern der Zeit - manchmal scheint dem Kritiker Ellis' Literatur fast an Songtexten "entlang" verfasst worden zu sein. Ein packender Roman, der das Lebensthema des Autors nochmal neu verhandelt, so Wiele.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 14.01.2023

So ganz glücklich ist Tobias Rüther mit Bret Easton Ellis' neuem Roman nicht: Für ihn wird der Autor hier einen Tick zu konventionell, die Themen von Los Angeles, wohlstandsverwahrloste Jugendlichen, Drogen und Gewalt sind langsam wirklich durchgekaut, auch die Erzählweise kennt er schon, die einzige Neuerung ist die zeitliche Distanz von vierzig Jahren zum Geschehenen, das die klar autobiografisch inspirierte Figur namens Bret Ellis erlebt. Doch auch das werde durch die sich ständig wiederholenden Formulierungen von "Ich weiß noch…" irgendwann langweilig. Rüther hätte eher eine noch stärkere Ausleuchtung der amerikanischen Ideale und all ihrer Abgründe interessiert, was für ihn das stärkste Element bei Ellis ist. Vielleicht hat der Autor bei diesem Thema als Essayist mehr Erfolg, schließt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.01.2023

Philipp Theisohn verrät uns Plot und Plot Twist rund um einen Serienmörder in Bret Easton Ellis' neuesten Roman, der erneut autobiografisch beeinflusst scheint, nicht zuletzt durch den Namen der Hauptfigur: Bret Ellis. Typisch für Ellis kommen auch hier wieder eine Clique wohlstandsverwahrloster Jugendlicher, Drogen und vor allem jede Menge Gewalt vor, bei der der Rezensent nicht sicher ist, wieviel davon nicht auch dem wahnhaften Erzählen des Protagonisten anzulasten ist. Ein wenig nostalgisch mute die Achtziger-Jahre-Atmosphäre an, zugleich mache der Autor sie zu seiner Gegenwart, wenn es darum gehe, sich auf die Suche nach dem Bösen zu begeben, das ihn so umtreibe. Für Theisohn bleibt Bret Easton Ellis trotz thematischer Wiederholungen der "größte lebende Analytiker literarischer Grausamkeit".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.01.2023

"Gleichzeitig echt und übertrieben": So fasst Rezensent Ijoma Mangold seinen Eindruck von Bret Easton Ellis' autobiografisch angehauchtem neuen Roman "The Shards", zu Deutsch "die Scherben", zusammen. Worum geht's? Um die wohlstandsverwahrloste Elite in Los Angeles, besonders um die Privatschule Buckley, auf die der Ich-Erzähler Bret Ellis geht. Er erfüllt eigentlich alle Voraussetzungen, zur Coolness-Elite der frühen Achtziger zu gehören, verrät der Rezensent, wäre da nicht seine Homosexualität, die dazu führt, dass er Sexualität und Sozialleben voneinander abspalten muss. Ein bisschen billig scheint Mangold der Serienmörder-Plot, der zu den ewig koksenden Glamour-Kids und der Los Angeles-Storyline dazukommt, doch befindet er, auch mit Blick auf Ellis' größten Erfolg "American Psycho", dass der Schriftsteller meisterhaft auf dem hauchdünnen Grat zwischen billig und genial balanciert. Ein für den Autor typisches Kunstwerk, das zwischen Dekadenz und Abgründen oszilliert, schließt Mangold.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.01.2023

Rezensent Andrian Kreye nennt den siebten Roman von Bret Easton Ellis schlicht meisterhaft. Wie der Autor in diesem Prequel zu "Unter Null" zurückkehrt auf "seine" elitäre Prep School in Beverly Hills, seine 17-jährige Hauptfigur und eine Reihe von Nebenfiguren zwischen Schulhof und Poolparty slacken lässt und alles mit Popsongkulisse unterlegt, findet Kreye stark. Darunter aber droht die Geburt der Angst im Kalifornien der siebziger und achtziger Jahre, als Serienmörder wie der Sunset Strip Killer ihr Unwesen trieben, warnt Kreye. Bei Ellis wird daraus keine Sozialkritik, sondern ein aufregendes, brillant erzähltes Stück Romanliteratur, so Kreye.
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