Brigitte Giraud

Das Leben der Wörter

Roman
Cover: Das Leben der Wörter
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783100255082
Gebunden, 140 Seiten, 16,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Anne Braun. Lesen und Schreiben lernen, Verben, Flussmündungen und höchste Berge, Gedichte von Verlaine und Prevert, der Pausenhof und der Sportunterricht. Die Schule öffnet Nadia einen neuen Horizont, eine Flucht von ihrem Zuhause in einer Vorstadt Lyons, wo die Familie nach dem Algerienkrieg gelandet ist. In der Schule und beim Lesen kann Nadia dieser unerträglichen Enge entfliehen.Und alles kann Nadia in der Schule lernen, alles, bis auf die Wahrheit über ihre frühe Kindheit, die verlorene Mutter und die Heimat Algerien. Aber sie lernt, diese Leere mit Wörtern zu füllen, mit dem Lernen über die Welt ein Stück weit das Verlorene wiederzufinden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.05.2007

Die Schriftstellerin Brigitte Giraud lässt ein Mädchen erzählen. Nadia ist, als der Roman beginnt, erst sechs. Der Roman folgt ihr in die Pubertät, mit allen Problemen, die auf dem Weg liegen. Diese sind durchaus spezifischer Art. Nadias Familie ist nach dem Algerienkrieg nach Frankreich geflohen. Sie lebt mit Vater, Schwester und Halbbruder in der Großstadt, die Mutter ist verschwunden. Zur Stiefmutter bleibt sie entschieden auf Distanz. Den Ton der Erzählung findet die Rezensentin Anja Hirsch gelegentlich "künstlich und altklug" - aber so vermittle sich das Gefühl des ständigen Verlusts und Entzugs, der Unmöglichkeit sprachlicher Erfassung dieses Lebens sehr gut. Nadia flieht ins Schreiben, darin ist der Roman nicht originell. Wo aber der Schmerz direkt in der Sprache spürbar wird, da findet Hirsch das Werk stark.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.04.2007

Ein wenig enttäuscht ist Martin Krumbholz von diesem Roman der Algerienfranzösin Brigitte Girauds, nachdem er ihre beiden letzten Romane "Das Leben entzwei" und "Im Schatten der Wellen" einfach "wunderbar" fand. Im Mittelpunkt des Romans "Das Leben der Wörter" sieht er ein heranwachsendes Mädchen, das sich nach ihrer Mutter sehnt, die sich von der Familie verabschiedet hat und nach Algerien gegangen ist. Giraud erzähle von den Jahren in der Grundschule und im Gymnasium, von Turnfesten und ersten Begegnungen mit Jungs. Dem bekannten Repertoire an "Pubertätsszenarien" aber kann die Autorin zum Bedauern von Krumbholz nichts "eigenes" hinzufügen. Das meiste hat er anderswo schon gelesen, und zwar komischer beziehungsweise trauriger. Insgesamt scheint ihm der Text "blass". Zudem vermisst Krumbholz die "eminente Suggestivität" von Girauds vorangegangenen beiden Romanen.
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