Violaine Huisman

Die Entflohene

Roman
Cover: Die Entflohene
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783103973914
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Eva Scharenberg. "Meine Mutter war eine Naturgewalt." Violaine Huisman erzählt die Geschichte ihrer manisch-depressiven Mutter. Ihr Fahrstil war sportlich, mit quietschenden Reifen fuhr sie über jede rote Ampel der Champs-Elysées, in der linken Hand die Zigarette, in der rechten das Steuer, auf dem Rücksitz die beiden Töchter. Catherine konnte ausrasten, ihre Kinder unflätig beschimpfen, um sie gleich danach in Liebe zu ertränken. Die kleine Violaine und ihre Schwester lieben die Mutter abgöttisch, aber sie ist krank, sie ist manisch-depressiv. Mit gnadenloser Aufrichtigkeit und großer Wärme erinnert sich Violaine Huisman an ihre schöne, witzige und widersprüchliche Mutter.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.10.2019

Laut Niklas Bender lohnt die Lektüre von Violaine Huismans Bericht über ihre exzessive, alkoholkranke, depressive Mutter. Zwar überzeugt ihn Huismans "faktenbasierte" Erzählung einer Aufsteigerinnengeschichte bis zum Absturz nicht durchweg, da sich die Hilflosigkeit der Tochter teils in einer hilflosen Sprache niederschlägt, insgesamt jedoch vermittelt der Text Bender spannend, berührend, direkt und glaubhaft den familiären Ausnahmezustand in Permanenz. Sprachlich findet er den Roman dann am besten, wenn er das derbe Idiom der Mutter wiedergibt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 01.08.2019

Rezensentin Dina Netz ist froh, dass es Violaine Huismans gelingt, über ihre bipolare Mutter und die eigenen Kindheitserfahrungen mit ihr weder pathetisch noch sonstwie peinlich, aber direkt und offen zu schreiben. Das autobiografische Buch versteht Netz als Plädoyer für mehr Toleranz mit bipolaren Menschen und als Versuch, die eigene Geschichte und die der Mutter zu verstehen. Das Besondere ist für die Rezensentin dabei die Perspektive des Kindes auf die Krankheit, auf das erzwungene frühe Erwachsenwerden und die emotionalen Schwierigkeiten. Für Netz berührend und erschütternd, persönlich und intim.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.07.2019

Zärtlich findet Alex Rühle Violaine Huismans Buch über ihre manisch-depressive Mutter. Gelungen scheint ihm, wie sich die Autorin der Geschichte der Mutter und ihrer eigenen Vergangenheit nähert, genau schauend, großherzig. So entsteht laut Rühle das Porträt einer charismatischen Frau am Abgrund. Die Kindheit der Autorin aber erscheint reich und beglückend auf ihre Art, findet Rühle. Wie nüchtern Huismann schreibt, ohne im Text Vorwürfe zu machen, scheint ihm bemerkenswert. Die Beschreibung einer Krankheit aus größter Nähe und mit größtmöglicher Distanz, erklärt Rühle.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.06.2019

Rezensent Jan Jekal erkennt, dass Violaine Huisman sich mit diesem halb autobiografischen, halb fiktionalen Debütroman freischreibt von ihrer depressiven Mutter, von Schuldgefühlen und von Trauer. Wahrheit wird hier durch die Verquickung von Erfundenem und Erlebtem erzeugt, stellt Jekal fest. Indem die Autorin die Mutter zur literarischen Figur macht, gelingt es ihr laut Rezensent auch, in ihr jemand anderes als nur die Mutter zu sehen, das ungewollte Geschöpf etwa. Dass der Text nicht zum "Tragödien-Porno" wird, liegt laut Jekal am unsentimentalen Zugriff der Autorin.