Brigitte Giraud

Im Schatten der Wellen

Roman
Cover: Im Schatten der Wellen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783100244215
Gebunden, 123 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Anne Braun. Ein neues Leben, ein erster gemeinsamer Urlaub am Meer. Linda, gerade von ihrem Mann verlassen. Vincent, der nicht über den Tod seiner Frau hinwegkommt. Beide haben Kinder. Und eine Frage quält sie: Bedeutet ihre Liebe wirklich einen neuen Anfang? Oder steht die gemeinsame Zukunft immer im Schatten der Vergangenheit?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.01.2006

Wahrlich kein "locker-flockiges 'Ich heirate eine Familie'-Szenario", ruft Rezensentin Margret Nitsche nach der Lektüre von Brigitte Girauds Roman um eine Patchworkfamilie. Eine Frau, Linda, und ihre zwei Töchter fahren zusammen mit einem Mann und dessen Sohn in den Urlaub, um zu erkunden, ob es möglich ist, aus "zwei beschädigten Teilfamilien" eine neue, funktionierende Einheit zu schmieden. Doch bald schon stelle sich eine beklemmende, mit Misstrauen aufgeladene Atmosphäre ein, weil keiner der Reisenden bereit sei, etwas zu riskieren. Dabei tauchen, so die Rezensentin, bekannte Beziehungsmuster auf, etwa weibliche Abhängigkeit und männlicher Rückzug. Überhaupt fehlt dem Roman jegliche "reflektierend-analysierende Ebene", so Nitsche. Doch dies ist eben nicht ein Manko, wie die Rezensentin beteuert, sondern die Stärke dieses Buches. Dadurch, dass der Leser völlig auf Lindas Innenperspektive beschränkt werde, die es aufgrund von Lindas psychischer Angeschlagenheit nicht erlaube, eine Gesamteinschätzung der Situation vorzunehmen, bleibe bis zum Schluss unklar, was real und was den Befürchtungen und Ängsten der "eingekapselten" Linda entspringe. Mit diesem Buch ist Giraud nicht nur ein "beunruhigender", sondern auch ein "streng subjektiver, altmodisch-zeitloser Roman" gelungen, so das Fazit der Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.11.2005

Brigitte Girauds moderne Novelle und Briefroman schildert das tragisch scheiternde Experiment einer neu geschaffenen fünfköpfigen Patchworkfamilie vor dem Hintergrund einer nicht zu negierenden "Mauer der Vergangenheit". Eingebettet in die nicht alltägliche Situation einer Reise an den Atlantik schildert die Autorin die Gratwanderung zwischen Liebe und der Unvereinbarkeit zweier Welten. Martin Krumbholz stellt resignierend fest, dass man über die Tatsache erschrickt, "wie wenig selbst die Liebe vermag gegen den Selbstzerstörungsdrang eines Menschen, der auf so fatale Weise an seine Vergangenheit gefesselt ist, dass sie wie die Ölpest, die 'schwarze Flut', sein Leben überschwemmt." Giraud erzählt auf fesselnde Weise vom Unvermögen des Paares, die Familien zu einem Ganzen zu fügen. Und dass Giraud dies so "eindringlich und unaufwendig" erzählt, ist für Krumbholz "kein geringes Kunststück".

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