Bruno Latour

Die Hoffnung der Pandora

Untersuchungen zur Wirklichkeit der Wissenschaft
Cover: Die Hoffnung der Pandora
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518582961
Gebunden, 386 Seiten, 28,63 EUR

Klappentext

Anhand verschiedener Fallstudien ? eine bodenkundliche Expedition im Regenwald des Amazonas, die französische Atomforschung kurz vor der Okkupation, die Entdeckung des Milchsäureferments durch Pasteur ? geht Bruno Latour der Frage nach, ob die im Labor gewonnenen Tatsachen "konstruiert" oder "wirklich" sind. Sein Verdacht erhärtet sich, dass sie "konstruiert" sind ? und dass ihre Konstruktion eine geheime Verbindung zur Politik aufweist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.09.2001

Da kommt viel zusammen in diesem Buch, ein bisschen zu viel vielleicht sogar, meint Thomas Hauschild zu Beginn seiner dann aber doch kaum was auslassenden Besprechung. Hauschild folgt den vom Autor so bezeichneten "holprigen Erkundungen der Realität der Wissenschaftsforschung" in alle Ecken und findet neben einer Polemik gegen die Denkfaulheit und die Fanatismen im Wissenschaftsbetrieb nicht weniger als eine Abrechnung mit dem sokratischen Denken und eine Ethnographie der forscherischen und politischen Praktiken der Naturwissenschaftler. Das Ganze vom Boden der Tatsachen aus und, wie Hauschild nicht ohne Bewunderung bemerkt, trotz allem mit einer gesunden Portion Optimismus: "Wir werden nicht immer weiter aus einem Paradies der Menschlichkeit und der poesis vertrieben", zitiert er den Autor. Dass der hier vorgeführte neue Pragmatismus, mit dem Latour angeschlagene Wissensformen rehabilitiert, in seinen Konsequenzen für das Reden über Biotechnologie erst noch auszuloten ist, weiß auch Hauschild. Unterdessen aber bedankt er sich schon mal beim Autor für das Angebot "einer neue Haltung" gegenüber den Tatbeständen der Wissenschaft.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.01.2001

Die Rezensentin Anna Riek ist beeindruckt von der Herangehensweise des Wissenschaftssoziologen Bruno Latour an sein Thema. Hinter seiner Arbeit steckt ein demokratischer Anspruch, der sich gegen die "Entmündigung" der Menschen durch die Wissenschaft wendet, ohne jedoch technik- und fortschrittsfeindlich zu sein. Die Rezensentin schildert in ihrer Besprechung vor allem die Methoden, mit denen Latour sein Forschungsfeld auseinandernimmt: wie er "die Konstruiertheit menschlichen Wissens" dekonstruiert und dabei die Aufteilung "in erkennendes Subjekt und erkanntes Objekt" hinterfragt. Das macht Latour anhand von Fallbeispielen aus dem Wissenschaftsbetrieb (sein Lieblingsbeispiel für dessen Funktionsmechanismen ist Louis Pasteur), die Riek allesamt "konzise" nennt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2000

Bruno Latour, einer der ?prominentesten Vertreter? der science studies, arbeitet sich in seinem neuen Buch an der Frage ab, was Wirklichkeit ist. Bernhard Dotzler schreibt dazu eine recht assoziative Kritik, die erst mal grundlos Freud zitiert (warum schon wieder?!), bevor sie sagt, was Sache ist: Latour kommt (natürlich) keine einfache Bejahung von Wirklichkeit über die Lippen, aber die inzwischen klassische postmoderne Verneinung ist seine Sache auch nicht, denn solche Beliebigkeit erklärt nicht die Stabilität wissenschaftlicher Erkenntnis in Demokratien. Auf Grundlage einer genauen Untersuchung bestimmter historischer Entdeckungszusammenhänge verabschiedet Latour die ?objektive Realität? des historischen Herrschaftswissens und glaubt an die ?Realität kollektiv fabrizierter Fakten?, so Dotzler. Wie er das Buch findet und ob er die Schlusspointe schon von Popper kennt, verrät er nicht.