Thomas Hauschild

Magie und Macht in Italien

Über Frauenzauber, Kirche und Politik
Cover: Magie und Macht in Italien
Merlin Verlag, Gifkendorf 2002
ISBN 9783875362329
Gebunden, 709 Seiten, 24,50 EUR

Klappentext

Schamanismus im Land der Päpste. Anfang der 80er Jahre begann Thomas Hauschild seine ethnologische Feldforschung in Ripacandida / Lukanien. Die "magischen" Strukturen sind so stark, dass sie als elementare Form des religiösen Lebens noch bis heute weiter bestehen. Hauschilds ethnologische Studie wird zur Kirchen- und Kulturgeschichte. Denn die Kirchenväter müssen sich immer wieder mit den mächtigen traditionellen Riten des Lebens und Sterbens auseinandersetzen. Hauschild deckt auch die Machtstrukturen hinter den Praktiken der Heilerinnen und Heiler auf: Die Eliten beziehen ihre Macht vor allem aus den Anstrengungen der Frauen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.04.2003

Ein faszinierendes, monumentales Werk hat Stefanie Peter gelesen, eines, das Auskunft gibt über die bleibende Funktion von Heiligenkulten und Magie in der menschlichen Existenz. Zwanzig Jahre lang habe Thomas Hausschild im süditalienischen Lukanien, einem fruchtbaren, von "Bauernkultur" und der immer währenden Erwartung der Katastrophe eines Erdbebens geprägten Landstrich, dem Kult des San Donato nachgeforscht, einem Heiligen, "der straft und rettet, der gut und böse zugleich ist". "Eine empirisch und theoretisch fundierte Betrachtung des Phänomens" sei ihm gelungen, doch habe er sich nicht als distanzierter Wissenschaftler in der erkundeten Welt bewegt, sondern sich "tief in sie verstrickt" und bringe nun sein "Ich" auch in die Erzählung der Erkenntnisse ein. "Kraftvoll, manchmal etwas blumig" fand Peter den Stil der groß angelegten Studie, die den Donatuskult von der ländlichen "Erdbebenkultur" Süditaliens bis in die Emigrantengemeinden Amerikas verfolgt. Denn die Magie ist so permanent wie die existenzielle Krise.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.01.2003

Ein "Reiseführer in ein magisches Süditalien", ein "ethnoliterarisches Zauberhandbuch", ja einen "unwahrscheinlichen Wurf" erblickt Rezensent Erhard Schüttelpelz in Thomas Hauschilds "Macht und Magie in Italien", in dem der Autor der deutschen Italiensehnsucht bis an ihre Quellen nachzugehen versucht. Wie Schüttelpelz ausführt, führt Hauschilds Reise nach Ripacandida, eine Kleinstadt in Süditalien, wie sie jede deutsche Touristenfamilie schon einmal besucht habe. Am Beispiel dieses Ortes nehme Hauschild die deutschen Italienklischees ethnographisch auseinander und setzte sie wieder zusammen: Heidentum und Christentum tauschten dabei auf "furiose und dennoch gut katholische Weise" die Plätze; magische Praktiken der Einweihung, des Bindens und Lösens erwiesen sich als jene alltägliche Substanz, "ohne die das Leben nicht zum Lebenslauf werden könnte, eine Substanz, auf der jeder ungleiche Tausch zwischen Frauen und Männern, Laien und Priestern, Klienten und Politikern aufbaut". Höhepunkt ist für Schüttelpelz ein "katholischer Schamanismus", der freundschaftliche Umgang mit Toten und Untoten, den Hauschild in langjährigen Feldforschung in Ripacandida erlebte, und den den Hintergrund der sinnlichen Erkenntnis Italiens bilde.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.12.2002

Viel Interessantes kann Martin Lhotzky diesem Buch über Magie und Christentum in der süditalienischen Provinz Basilicata abgewinnen. Hier arbeiten die Menschen hart, beten viel und mögen kein besonderes Vertrauen in die Moderne fassen, die sich an ihnen immer nur bereichert hat. So nehme es nicht wirklich Wunder, dass in diesem katholischen Urgestein sich zugleich äußerst lebhafte Formen der Magie und des Schamanismus erhalten haben. Ruhelose Geister der Verstorbenen, Hexen und Hexer fügen sich problemlos in das Gefüge des christlichen Kosmos. Die Kirche sehe dem Treiben zwar nicht gerne zu, so Lhotzky, verstehe aber durchaus, "ein Netz zum Seelenfang zu weben". Dies alles, meint Lhotzky, stelle der Tübinger Ethnologe Thomas Hauschild, der immerhin dreizehn Jahre am Ort der Forschung gelebt hat, durchaus überzeugend dar. Allein zwei Probleme an der Arbeit moniert der Rezensent doch arg: Die Methode der teilnehmenden Beobachtung, die eine Trennung zwischen Erlebtem und Beobachtetem erschwere. Und ordentliche Bearbeitung des Textes.
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