Catalin Dorian Florescu

Der Nabel der Welt

Erzählungen
Cover: Der Nabel der Welt
C.H. Beck Verlag, München 2017
ISBN 9783406712517
Gebunden, 235 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Nora lässt ihre Familie hinter sich, für ein wenig Glück. Urs soll sie zum "Nabel der Welt" bringen, in sein Heimatland, die Schweiz. Es ist die einzige Chance auf ein besseres Leben für die Frau aus der rumänischen Provinz. Ein Syrer verirrt sich im Grenzland zwischen Ungarn, Serbien und Rumänien und stößt auf einen rumänischen Soldaten. Auch dieser hat das Gefühl sich verirrt zu haben und möchte ebenfalls in den Westen. Auf der Turiner Piazza della Repubblica, dem Mittelpunkt der Stadt, wo sich Arm und Reich, Migranten und Einheimische begegnen, treffen Simone, ein erfolgreicher Unternehmer, und Houcine, ein marokkanischer Dieb, aufeinander. Beide stecken fest. Der Italiener möchte die Fassade eines glücklichen Lebens aufrechterhalten, das Leben des Marokkaners ist auf die schiefe Bahn geraten. Dann macht Houcine Simone einen sehr irritierenden Vorschlag. Ein Geschichtenerzähler in einem Luxushotel in St. Moritz erlebt, wie die Hotelgäste eines Tages durch eine verstörende Begegnung aufgeschreckt werden, als die wirkliche Welt über sie hereinbricht. Und auch auf Sylt wird das ruhige Leben der Inselbewohner durch ein dramatisches Ereignis auf den Kopf gestellt. Die Welt zwischen Ost und West - und zwischen dem Norden und Süden - ist in Bewegung, in einem prekären Austausch in diesen neun Erzählungen, die zwischen 2001 und 2016 entstanden sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.01.2018

Beatrice von Matt bekommt eine Enzyklopädie des Ein- und Auswanderns, der Grenzerfahrungen, wie sie der Autor Catalin Dorian Florescu aus eigener Erfahrung kennt und in Romanen und nun in den hier versammelten Erzählungen behandelt. Die "Ästhetik der Grenzen" variiert der Autor allerdings durchaus mit wechselndem Erfolg und unterschiedlicher erzählerischer Qualität, meint von Matt.  In den geglückten Geschichten, wie in "Ich muss Deutschland", werden die Grenzen eindrücklich deutlich, erklärt sie, in den weniger geglückten erscheinen sie eher herbeikonstruiert. Glänzend findet die Rezensentin den Autor, wenn er Szenen entwirft, die ergreifen und zugleich komisch sind, wenn er Figuren und Schicksale sorgsam entwirft und auf seinen Sinn für die Kräfte vertraut, die Menschen überleben lassen.