Charles de Secondat Montesquieu

Meine Reisen in Deutschland

1728-1789
Cover: Meine Reisen in Deutschland
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2014
ISBN 9783768199001
Gebunden, 216 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Zwischen April 1728 und Oktober 1729 bereiste der französische Literat, Satiriker und Rechtsphilosoph Charles-Louis de Montesquieu das deutsche Reich. Seine Reiseerlebnisse bieten einen intimen und überraschenden Einblick in die vielfältigen Lebensbezüge und Alltagswelten der Deutschen im Zeitalter des Barock und der Aufklärung. Als Adliger, der zugleich ein gefeierter Schriftsteller war, hatte Montesquieu Zugang zu allen Ständen. Seine Beobachtungen sind stets lakonisch, sprühen dabei vor Witz, Charme und Ironie und porträtieren gekonnt Land und Leute. "Die Deutschen sind den Elefanten vergleichbar; zunächst wirken sie schrecklich, doch sobald man sie gestreichelt hat und ihnen schmeichelt, werden sie sanftmütig. Dann braucht man nur noch die Hand auf ihren Rüssel zu legen, und sie lassen einen willig auf ihren Rücken klettern."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.03.2015

Als eine äußerst lohnende Lektüre preist Gustav Seibt die erstmals ins Deutsche übertragenen Tagebücher von Charles-Louis de Montesquieus Deutschlandreise im Jahr 1728. Weniger bekannt als etwa die Aufzeichnungen von Voltaires unmittelbar zuvor unternommener Englandreise, gewinnt und gewährt Montesquieu tiefe Einblicke in die Strukturen des Heiligen Römischen Reiches, meint der Rezensent: hier nahm nicht zuletzt der Föderalismus seinen Anfang, der dann über Montesquieu nach Amerika gelangte. Besonderes Vergnügen bereitet Seibt die "aphoristische, dabei nie respektlose Ironie" Montesquieus.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.01.2015

Immerhin, Charles-Louis de Montesquieu war keine Schreibtischpflanze, lobt Christof Forderer, er war neugierig auf andere Länder und Gesellschaften und verdankt einen Teil seiner Politischen Theorie "Vom Geist der Gesetze" wohl auch Erkenntnissen, die er auf seinen Reisen gesammelt hatte. Vielleicht kam ihm die Idee zur Gewaltenteilung sogar im vielstaatigen Deutschen Reich, spekuliert der Rezensent, einige Aussagen im neu erschienenen Bericht "Meine Reisen in Deutschland 1728-1729" könnten darauf schließen lassen, so Forderer. Was der Reisebericht aber definitiv auch verrät, ist Montesquieus Tendenz zum "völkerpsychologischen Stereotypisieren" und zu Standesdünkeln, bedauert der Rezensent, der zudem bezweifelt, dass jedes enthaltene Detail dazu gedacht und es wert war, publiziert zu werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2014

Lena Bopp schaut Charles-Louis de Montesquieu beim Reisen und Sich-Bilden zu. Das ist anders als bei Montaigne oder Madame de Staël, versichert sie und überlegt, warum diese Aufzeichnungen aus den Jahren 1728/29, in denen der Autor über München, Augsburg, Mannheim, Frankfurt, Mainz, Köln bis nach Hannover und Braunschweig reiste, erst jetzt ins Deutsche kommen. Vielleicht wegen der Erwartungen? Genau, meint sie, skurrile Charakterzeichnungen wie bei de Staël gibt es hier eher wenige. Dafür fasziniert Bopp die Perspektive des Autors auf Verfassungsdetails, Steuersytem, Topografien, Architekturen und Truppenstärken. Da der größere Kontext fehlt und auch theoretische Überlegungen, mutmaßt Bopp, es handelt sich um eine Bildungsreise, deren Früchte der Rechtsphilosoph erst viel später ernten wird.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.10.2014

So warm und locker wie Montaigne lesen sich die Reiseaufzeichnungen des Barons Montesquieu aus dem Deutschland des 18. Jahrhunderts für Wolf Lepenies nicht. Kalt findet er diese Prosa, hirngesteuert, wenn der Autor deutsche Städte und Politik beschreibt. Zweifellos scharf aber erscheint ihm Montesquieus Urteilsvermögen in Sachen Architektur und politische Verhältnisse an Rhein und Donau. Die vom Münsteraner Historiker Jürgen Overhoff ausgewählten und herausgegebenen Briefe sind ihm eine ethnografische Entdeckung, auch weil der Autor bei seinen Ansichten stets Patriot ist und Deutschland als Kuriositätenkabinett zeigt.