Christina von Hodenberg

Konsens und Krise

Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit 1945-1973
Cover: Konsens und Krise
Wallstein Verlag, Göttingen 2006
ISBN 9783835300293
Gebunden, 496 Seiten, 46,00 EUR

Klappentext

Eine demokratische Öffentlichkeit herzustellen, war im Nachkriegsdeutschland ein gewagtes Unterfangen. Gerade erst der Hitlerdiktatur entwachsen, hatte die Bundesrepublik mit vielfachen Belastungen zu kämpfen: mit der Beharrungskraft obrigkeitsstaatlicher Mentalitäten und nationalsozialistischer Eliten, mit dem provisorischen Charakter des eigenen Staates und dem Krisengefühl der Zeitgenossen. Unter diesen Bedingungen brauchten Massenmedien und Medienpolitik Jahrzehnte, um sich der Demokratie anzupassen. Die Besatzer scheiterten mit dem Versuch, kritische Öffentlichkeit von oben zu verordnen. Erst mit Verzögerung, seit Ende der 50er Jahre, gelang die Überwindung autoritärer Traditionen. Neben der allmählich einsinkenden Erfahrung politischer und wirtschaftlicher Stabilität trieb dabei vor allem der Generationswechsel im Journalismus den Wandel voran.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.07.2006

Es ist vor allem der generationshistorische Ansatz der Autorin Christina von Hodenberg, der Günter Buchstab Sorgen bereitet. Für die Beziehung von Presse und Politik und den Weg der Massenmedien nach '45 hält Buchstab andere Faktoren als die generationsspezifischen für ausschlaggebend. Er verweist auf die prägende Rolle von Leuten wie Adorno und Enzensberger, die der Vorkriegsgeneration entstammen und führt "allgemeine geistige Strömungen", parteipolitische Zuordnungen und gesellschaftliche Modernisierungsprozesse gegen die Generationenthese ins Feld. Doch auch die Argumentation der Autorin innerhalb ihres Ansatzes hält der Rezensent für lückenhaft. Eine breitere Darstellung der den Wandel in der Medienpolitik begleitenden Debatten zwischen Bund und Ländern vermisst er ebenso wie eine gebührende Würdigung der Rolle des Filmwesens.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.02.2006

Einige neue Einsichten zur Genese einer kritischen Öffentlichkeit in der Nachkriegszeit hat Ernst Elitz aus Christina von Hodenbergs "systematischer" Darstellung gewonnen. Besonders gut gefällt ihm, dass Hodenberg die übliche Beschränkung auf Printmedien durchbricht und eine "ausführliche" Analyse der elektronischen Medien vornimmt. So gelangt sie zu viel neuem Material, das "begründete Widersprüche gegen gern gepflegte Legenden" der bundesrepublikanischen Mediengeschichte zulasse. Hodenberg installiert die Journalistengeneration der 45er als Pioniere der Freiheitsrechte, wie Elitz mit Wohlwollen bemerkt. Die 68er seien nur deshalb so erfolgreich gewesen, weil sie sich schon auf eine kritische Medienöffentlichkeit stützen konnten. Auch die Spiegelaffäre sei kein "Urknall" für die Pressefreiheit, schon lange vorher saß ein Lokaljournalist für das Zeugnisverweigerungsrecht in Beugehaft, und auch das "Lex Soraya" war schon verabschiedet.